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5 - Wolf Werdigier - 13 ways to look on a love story

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

13-ways-to-look-on-a-love-story-ll-Wolf-Werdigier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

120x200cm - Acryl auf Karton

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

120 x 200cm - Acryl auf Karton

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

120 x 200cm Acryl auf Karton

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

120 x 200 Acryl auf Karton

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

120 x 200 cm - Acryl auf Karton und Leinwand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

150 x 170cm - Acryl auf Karton

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

150 x 170 cm - Acryl auf Karton

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Werdigier der weibliche blick Michael Jackson s

 

 

 

13 Ways to look on a Love Story

Jerusalem

Die sonne ging bereits unter als richard nach jerusalem kam. er wollte auf seiner fahrt während der nächsten tage verschiedene personen an verschiedenen orten zu interviews treffen und mietete deshalb gleich bei seiner ankunft am flughafen ein auto.Die strasse führt über viele kurven, zum teil recht steil die berge hinauf, berge, die nicht bewaldet oder grün sind. Berge aus stein, berge einer steinwüste mit häusern aus dem gleichen stein gebaut. Im gegensatz dazu fühlt man sich auf der schmutzigen strasse mit dem schweren verkehr, den rauchenden bussen und Lkws, den hupenden personenautos, wie in einem eigenen kosmos. Hier machen die menschen sich etwas vor, übertrumpfen einander, täuschen einander. Während im dunst der strasse die autos bereits mit scheinwerfern fahren müssen, liegen manche der berge noch im licht der untergehenden sonne. Das helle und klare dieser berge unter dem klaren und wolkenlosen himmel strahlt etwas unmittelbares aus. So als ob man sich in dieser welt der steinberge nichts vormachen könnte. Alles ist heller fast gelber stein, sonst nichts. Kein zusatz hat platz, keine kaschierung.richard hatte schon vor seiner abfahrt ein zimmer im schottischen hospiz reserviert. Noch aus der zeit der kreuzritter stammen diese hospiz häuser die eine sichere unterkunft je nach nationalität und religion anboten. Heute sind sie preisgünstige unterkünfte in zentraler lage. Als er nach langer mühevoller autofahrt schliesslich ankam, war es schon dunkel. Er war froh an der kleinen rezeption plötzlich die ruhe zu spüren. So als ob sie schon seit jahrhunderten hier war. Er erhielt seinen schlüssel und brachte seinen koffer auf das karge zimmer. Es gab sogar einen kleinen balkon aus stein. schliesslich ging er wieder zur rezeption, um zu fragen, ob es in der nähe noch ein kleines lokal gäbe, wo man noch eine kleinigkeit zu essen bekäme. Er wusste dass jerusalem, obwohl eine touristenstadt, sehr früh ruhig wird und alle rolläden sehr bald herunten sind. es war bereits neun uhr vorbei.Der rezeptionist war auch nicht mehr da, und es gab eine glocke um zu läuten. Aber es war noch ein anderer gast da, der offensichtlich ebenfalls wartete. eine frau, deren attraktivität ihm nicht sogleich gewahr wurde, entweder weil diese begebenheit mitten in dieser anderen, plötzlich so einsamen welt so unverhofft war, oder weil er schon sehr müde war. Es war fast wie eine fügung des schicksals, dass der rezeptionist nicht so schnell kam, sodass richard eine wunderbare berechtigung hatte sie mit seiner frage anzusprechen. Aber sie wusste auch kein esslokal hier.Nun hat sich die situation aber schlagartig geändert und ein elendes lokal in der nähe wäre nicht mehr das richtige gewesen. ihm fiel das american colony hotel ein, der elegante treffpunkt westlicher diplomaten und bohemiens in jerusalem schlechthin und obwohl er garnicht wusste, ob sie auch ein restaurant suchte, schlug er ihr vor, dorthin zu fahren.Sie willigte ein, sie stiegen in sein auto und quer durch die bereits ausgestorbene stadt, gelangten sie zum american colony, wie zu einer lebendigen oase mitten in der wüste. Eine kleine vorfahrt, ein hotel boy , der die türe öffnete, es war wie in tausendundeinernacht. nicht nur das restaurant, die atmosphäre mit den niedigen tischchen und karawansereiartigen grossen pölstern und teppichen, auch der beginnende abend mit dieser frau, die erwartungen, alles. sie bekamen leicht einen tisch, herrliches gedeck, die speisekarte, zuvorkommende kellner, ein herrlicher ort.Erst jetzt kam er zur ruhe, erst jetzt konnte er ihr ins gesicht sehen, in ihre grünen augen, ihr rotes wildes haar bewundern. wenn sie lächelte kniff sie ihre augen leicht zusammen, sodass sie schlitzartig wurden. Da war etwas verschmitztes, schalkhaftes, fast spöttisches in ihren augenwinkeln.„sie sind engländerin?"„nein, aus canada. Ich heisse anna. Und sie?"Sie stellten einander vor und richard begannen zu erzählen, dass er psychoanalytiker sei und im rahmen eines universitären forschungsprojektes zu interviews nach israel gekommen ist.Sie zündete sich eine zigarette an und er merkte, wie ihre hände zitterten.„ich arbeite beim internationalen roten kreuz in gaza. Ich bin jetzt über das wochenende nach jerusalem gekommen. Ja, Die arbeit ist sehr schwer mit all den verwundeten und der mangelhaften versorgung. Ich breche immer wieder zusammen. Oft ist alkohol die einzige möglichkeit dies auszuhalten....."aber bald redeten sie über beziehungen, liebe und sehnsüchte. Über ihre jugend und die erinnerungen, über grosse träume, die nicht in erfüllung gingen. Die gänge des essens kamen, der wein, die nachspeisen, sie waren hinweggetragen über die stunden. Er hielt ihre hände, sie lachten und waren auch ernst. Sie umarmten und auch küssten sie einander und plötzlich war es irgendwie zeit aufzubrechen und zum hotel zu fahren.richard wollte schon die rechnung ordern, als plötzlich vom anderen tisch her zwei männer und eine frau zu ihnen kamen und fragten, ob sie sich dazu setzen dürften. Richard war erstaunt über diese dreistigkeit und nochmehr wie selbstverständlich anna einverstanden war. Es stellte sich heraus dass sowohl die neuen unbekannten , als auch die übrigen gäste an allen anderen tischen, die noch besetzt waren auch, den verschiedensten NGOs angehörten, die im israel palästina krieg zu gange waren. Und nachdem alle schon einiges getrunken hatten, kamen noch weitere zum tisch und es entwickelte sich rasch eine sehr leichtgägige konversation über jobs, chancen, gehälter und arbeitsverträge. Nach kurzer zeit kristallisierte sich eine hierarchie heraus und es war klar, wer die sichereren jobs hatte, wer nur befristet da war und wer eigentlich gar nicht mer da sein hätte dürfen. In diesem karussel von job gesprächen, bei recht alkoholisierter laune entstand eine stimmung, die immer agressiver wurde. Zuletzt konnten richard und anna sich nurmehr mit mühe den anschuldigungen, bis hin zu tätlichen angriffen entziehen, da die stelle annas beim roten kreuz offensichtlich die beneidenswerteste war.richard war verzweifelt, denn er musste nun alles daran setzen, mit anna dieser horde zu entkommen, zu zahlen und selbst dann war die stimmung ein krigszustand geworden, wie draussen im land. Irgendwie gelang die flucht. sie rannten zum auto und fuhren davon.richard versuchte mit anna über diese leute zu reden, damit er wieder einen gemeinsamen faden fände. Es gelang ihm sogar wieder zu einer vertrautheit zu finden, aber nun war anna unglaublich aufgekrazt und energetisch aufgeladen. richard war fasziniert von ihr. sie überlegten, was sie nun unternehmen könnten, hatten die verrücktesten ideen und küssten einander immerwieder, diesmal voller begeisterung und übermut. es lag auch etwas abgründiges in dieser überzogenheit. So als ob eine not die beiden rennen machte.dann wurde es ihr plötzlich dringend, noch etwas zum trinken zu finden. Sie fuhren zum hilton hotel, aber keiner war mehr an der bar, dann zum sheraton, das gleiche. King david ebenso. Das herumfahren, das ein und aussteigen, die lähmenden absagen, alles das liess annas stimmung fast zu einem wütendem toben werden. Zuletzt fand er eine der grossen tankstellen mit 24 stunden dienst und sie fragten dort nach einer flasche wein, oder wodka oder ähnlichem. Dort gab es sogar dergleichen, aber offensichtlich ein verbot ab 20 uhr alkohol zu verkaufen. All dieser absagen müde, ging richard wortlos hinaus zum auto, merkte aber zuerst garnicht, dass anna ihm nicht folgte. Er wartete im auto, sie würde schon kommen.Es dauerte und erst nach geraumer weile kam sie, festgehalten von drei soldaten der israelischen armee, die auch in dem tankstellen shop waren und deren jeep hinter seinem auto stand. richard dachte, nun wird es eng. Sie werden beide festgenommen und wer weiss, wohin sie verbracht werden. nicht nur, dass er alkoholisiert am steuer sass, hatte sie voll betrunken offensichtlich im shop zu randalieren begonnen. Die soldaten kamen zu richard, hiessen ihn sofort aussteigen, fragten ob diese frau zu ihm gehörte. er müsse sie sofort in sein auto nehmen und verschwinden. Offensichtlich hatte anna nicht nur randaliert, sondern ist sie die soldaten so hefting angegangen, ihr alkohol zu besorgen, dass diese nicht wussten wie sie sie loswerden könnten. Also richard war nun verantwortlich und sie fuhren ab.wieder wurde die stimmung hoch, aber auch explosiv, wie am rande eines vulkans. beide lachten, amüsierten sich über die soldaten, richard fragte sie, was sie mit ihnen denn gemacht hätte, und ohne auf eine antwort zu warten umarmte er sie verzückt. es war beiden klar, dass sie hier heraussen nichts mehr verloren hatten.richard fuhr den kürzesten weg richtung hotel. Anna meinte, sie hätte auf ihrem zimmer noch eine flasche wein, die sie holen könnte. Das beruhigte sie offensichtlich und liess sie die weitere fahrt durchhalten.es begann schon leicht zu dämmern und die berge aus stein zeichneten sich gegen den himmel ab. in ihrer nacktheit und unverfälschtheit. die vereinzelten lichter in den häusern waren gleich den verblassenden sternen am himmel. Alles war eine einheit. Nichts hatte dazwischen platz. Wieder war diese überwältigende kargheit da, wie der inbegriff der wahrheit, des unverfälschten. Des sich nichts vormachen könnens.sie erreichten das hotel, richard parkte das auto, half ihr beim aussteigen und nahm sie in die arme. er hielt sie fest, umarmte sie und dann liefen sie, einander fest haltend die treppe hoch zu seinem zimmer. an ihrem zimmer vorbei, dessen türe offen stand. richard sah hinein. Im schein des nachtkastenlämpchens sah er einen mann im bett, ein buch in der hand und die augen auf ihn und anna gerichtet. Sie lief hinein und schloss die türe hinter sich.

Fallschirmspringerin

Für Daniel fing es an, wie das grosse glück.
Beide hatten das gleiche begehren
Beide hatten den gleichen witz
Beide hatten die gleichen gedanken
Sie flogen höher und höher
Bis plötzlich irgendwann etwas riss.
Und weil alles so schnell, so rasend war,
wusste er nicht einmal, was es war.
So hoch beide flogen,
so tief stürzten sie
und prallten auf,
voller schmerzen.
Sie prügelte ihn,
sie verfluchte ihn,
sie schrie ihn an.
So als hätte alleine er sie hinabgestürzt.
Er wusste nichts.
Er fragte
Und sie schrie.
Dann fuhr sie davon.
Er litt und kämpfte
Er selbst, zu bleiben.
Am nächsten tag war das leid nicht geringer.
Aber es geschehen immer zufälle.
er geriet in eine Gruppe übermütiger wanderer.
Er schloss sich an,
Irgendwie, so dachte er,
werden sie ihn mitnehmen,
oder ausspucken.
Sie kamen an einen see,
dort fanden sie ein boot.
Sie kaperten es einfach.
und sie fuhren los.
Die übertretung liess sie noch übermütiger werden,
alle waren toll.
und bald gefiel Daniel eine Frau aufs neue,
und er verstand nun wieder nicht,
was nun mit seiner grossen liebe geschehen war.

Alla Madonna in Venedig

Wenn man sehr verliebt ist, dann merken das die anderen Menschen. Einmal sprach mich ein Mann an und sagte ich bin sicher sehr glücklich. Und wenn man sehr verliebt ist und zu zweit unterwegs ist und es gibt eine Person die die beiden als Liebende umsorgt, wie zB ein guter Kellner in einem Restaurant, dann ist das etwas sehr Vertrauliches. Es ist als ob sich das Paar im Paradies verlieren kann und der Kellner auf sie achtgibt.

Einmal erlebte ich so etwas in einem Restaurant und war unglaublich glücklich. Wir kannten uns kaum, ich fand sie schön, erotisch und anregend. Ob sie damals in mich auch verliebt war, ist schwer zu sagen. Jedenfalls fand sie Gefallen an meinem Umwerben. Wir waren beide überglücklich, es vergingen viele Stunden und ich merkte gar nicht, dass wir plötzlich gehen mussten. Diese Plötzlichkeit war schlimm.

Auf einmal war es zu spät für alles. Beim Ausgang wurde sie müde, verabschiedete sich und ging. Ich war wie berauscht und dachte nicht, wie geht das weiter? Ich stand da, ging noch einige Schritte alleine durch die leeren Strassen und am nächsten Tag wollte ich wieder zu ihr. Ich wusste, dass sie bald abreisen würde und dass ich sie nicht mehr so antreffen werde können, wie es gestern im Restaurant war. Ich wollte das Glück von gestern festhalten und mit ihr teilen. Ich ging zurück zum Restaurant, um dort ein Bild mit dem Kellner zu malen, welches unser Glück erinnern sollte. Zuerst fand ich die Strasse gar nicht. Nach langem Suchen entdeckte ich das Lokal doch noch und als ich eintrat, konnte ich den Kellner nicht mehr finden. Er hatte gestern den letzten Tag hier gearbeitet. Auf einmal war es, als ob es gestern gar nicht gegeben hätte.

Ich konnte kein Bild malen und ich konnte auch nicht mehr zu ihr gehen.

Einige Zeit später, ich war ebenfalls abgereist, fand ich auf Facebook einen Gruss eines Freundes, mit einem Photo von ihm in einem Restaurant. Es gab dort gerade eine Bilderausstellung der gemalten Portraits der Kellner. Schräg hinter ihm erkannte ich jenen Kellner wieder, der zu meinem Glück gehörte. Ich hatte ihn wieder! Ich konnte das Bild malen, ich konnte es ihr schicken und ich konnte dort wieder anknüpfen, wo der Faden gerissen war.

Warum beklagt er sich

Und warum beklagen sich die 41 jährigen frauen?

Jaro war für mark der inbegriff des abstossenden mannes. Jaro war ein charmeur und wann immer in gesellschaft umgarnte er eine frau mit komplimenten oder geistreichen anspielungen. Aber die vordergründigkeit war so offensichtlich, dass es nicht zu verstehen war, dass die frauen das nicht merkten. Es widerte mark jedes Mal richtig an, wenn er sich solche leimverschmierungen mitansehen musste.

Das schlimmste war aber, dass mark jedes Mal wenn er jaro beobachtete und deshalb verachtete, daran erinnert war, wie er selbst es mit sabine anlegte. Er wollte sabine unbedingt näherkommen, aber wusste nicht wie.

Schlussendlich versuchte er es unter dem vorwand einer einladung zu einem vortrag. Da sabine für den rundfunk arbeitete und auch kurzgeschichten schrieb, fragte mark sie eines tages, ob sie in der schulklasse in der er unterrichtete einen vortrag über das journalistische schreiben halten wollte. Er hätte ihre sendungen gehört und bewunderte sie wegen ihrer mitreissenden art. Sie sagte zu und sie trafen sich zu einer vorbesprechung für ihren vortrag. ein gutes konzept war bald ausgearbeitet und am ende war er begeistert:

„ wie du es schaffst aus einer alltäglichen geschichte etwas spannendes zu machen, ist ja toll! Offensichtlich hast du die gabe, die dinge völlig anders zu sehen."

Sabine genoss diese bewunderung und wurde noch selbstbewusster:

„wenn man etwas erzählt, ist es nicht so wichtig autentisch zu sein, wichtig ist, dass es gut gespielt ist."

Nun war es an der zeit für mark ein neues Rendezvous auszumachen:

„zeigst du mir das in einer ausstellung? Dort sind doch nur fakten."

Sie lächelte: "an welche Ausstellung denkst du?"

„das überlasse ich gerne dir, gibt es derzeit eine, die dich besonders interessiert?"

sie dachte kurz nach und dann fiel ihr die maplethorpe ausstellung ein. Die photos fand sie interessant, weil endlich ein mann den männlichen körper als objekt der lust zeigte. Nicht wie sonst die männlichen künstler sich mit weiblichen modellen erotisieren:

„warum gehen wir nicht zu maplethorpe?"

mark zögerte, da er dachte, homosexuelle photos sind nicht sehr gut geeignet, eine mann frau geschichte in gang zu bringen. aber er freute sich, dass sie einen vorschlag machte: „ja, wunderbar!"

Am nächsten Samstag trafen sie sich in der ausstellung. Im nachhinein wusste mark nicht mehr genau, ob es sabines erotische stimme war, oder die photos. Es verschwammen in ihm die erotischen bildausschnitte maplethorpes mit seinen phantasierten über ihren körper und als er wie ruhe von dieser aufregung suchend, zu einem der fenster trat, den blick nach draussen suchte, trat sie neben ihn.

Sie standen nebeneinander und mit der ruhe war nichts:

„eigenartig, diese bilder. Sie haben so etwas wie einen nachhall effekt. wenn ich auf die häuser gegenüber schaue, sind die fenster wie bilderrahmen und ich sehe ebenfalls nur sexuelle ausschnitte, oder blüten, die wie vulvas sich öffneten, oder vasen in ihren opulenten schwingungen. Ich sehe diese bilder überall und es verschwimmen reale mit phantasie-bildern. So als ob sich die bilder eingraben."

sie lachte. Ihr gefiel seine verwirrung und dass er wie hilflos um logische erklärungen rang. Sie war auch verwirrt, aber sie riss sich zusammen. Sie erzählte von der beziehung maplethorpes zu patty smith und den furchtbaren qualen, die er mit seinem coming out sich selbst bereitete und den konsequenzen für deren beziehung. Sie erzählte dies im geübten ton einer berichterstatterin, was ihr so etwas wie erhabenheit und unantastbarkeit verlieh.

Trotzdem spürte er ihre ambivalenz zwischen erhabenheit und beben. mitten in ihren ausführungen küsste er sie.

es begann eine affäre für beide. er war verheiratet und hatte zwei kinder und sie war fix liiert mit einem hohen beamten im auswärtigen amt.

Sie konnten sich nicht allzu oft treffen, da es schwierig war gemeinsame zeit zu finden, und umso schwieriger war es in den kurzen gemeinsamen stunden sich sowohl nahe zu kommen, als auch abwechslung zu finden. er dachte jedes mal wenn sie sich trafen, dass es schwierig wird, aber immer verstand sie es, ihn zu verführen. Vielleicht war es ihre stimme, die für ihn so erotisch wirkte, oder ihre art, dieses scheinbar über den dingen zu sein, gleichzeitig aber mit bebender stimme zu sprechen, sodass es für ihn immer eine herausforderung war ihre vornehme distanziertheit zu durchbrechen und er wusste, dass sie es letzten endes zulassen würde.

Dies hatte auch eine metapher, die sich oft wiederholte. Er liebte es, in ihr blondes haar zu fahren und ihren kopf zu fassen, wenn er sie küsste, wobei er keine rücksicht auf ihre frisur nahm. Dann sagte sie "du zerstörst mich." Sie sagte dies voller lust, mit einem lächeln vorgetäuschter schamhaftigkeit.

Sie liebten es mit einander zu schlafen und am meisten liebte er es, wenn sie, wie nebenbei ihn auch dann noch, wenn er bereits völlig ermattet war und am einschlafen war, ihn wieder erregte. Das erfüllte auch sie mit lust, denn sie erlebte, wie sie ihn in der hand hatte. Sie konnte ihn erregen und er begehrte sie unbändig, ob er wollte oder nicht. Er war ihr ausgeliefert und jedes Mal war es für ihn, als ob sie ihn zerstörte.

Für beide war dies eine erfüllung und beide drängten nicht, dass der jeweils andere seine eheliche oder fixe bindung aufgäbe. Lediglich, die tatsache, nie eine nacht miteinder zu sein, sich immer nur tagsüber sehen zu können, bedauerten sie. Insbesondere sabine warf mark vor, nicht genügend sich gegenüber seiner familie durchzusetzen und sich freiräume zu schaffen, wie sie es tat.

Aber dabei blieb es auch.

Eines tages eröffnete sie ihm unvermittelt: „ich habe in holland bei einer konferenz einen mann kennengelernt. Ich finde ihn wunderbar. Es war liebe auf den ersten blick.

Stell dir vor, er will sich scheiden lassen, um mich zu heiraten." Und nach einiger zeit: "er ist auch vermögend. Das macht wahrscheinlich die scheidung schwierig, aber es wird schon klappen"

„das ändert ja dein leben völlig!" mark meinte nicht nur diese neue beziehung sondern auch sabines lebensstil. Dennoch, sie war überzeugt: "ich finde diesen mann grossartig und ich möchte mein leben ändern, mich auch von meinem jetzigen mann trennen, um nach holland zu ziehen."

Mark war perplex über solch plötzlichen entschluss, aber so sind nun mal die dinge und jetzt müsse er abwarten, wie sich all dies weiterentwickeln würde.

Sabine war nun öfters in holland, sodass ihre begegnungen seltener wurden. schliesslich hörten sie ganz auf.

Gleichzeitig verschlechterte sich marks beziehung zu seiner frau evelyn. Es gab immer öfters streit und freudlose szenen. Die beziehung zwischen mark und evelyn war nurmehr ein abarbeiten von pflichten geworden.

Dann gab es ein ereignis, an das sich mark erst jahre später wieder erinnerte.

Eines tages meinte evelyn, sie sollten, hans und hannah, gemeinsame freunde, besuchen. Die beiden paare kannten sich gut und oft besuchten sie einander spontan. So schien es auch diesmal.

Hans und hannah hatten zeit und freuten sich über den besuch.

hans bereitete tee zu und nachdem alle platz genommen hatten, sassen mark und evelyn hans und hannah gegenüber. evelyn eröffnete: „ich hätte gerne einige dinge geklärt und ich möchte, dass alle bescheid wissen."

Hans wollte aufstehen um noch süssigkeiten zu holen, aber evelyn bat ihn zu bleiben.

Dann wandte sie sich an mark: „offensichtlich habt ihr etwas miteinander, du und hannah. mark, ich möchte, dass du jetzt sagst was ist und wie du dir vorstellst dass es weitergeht."

Mark war total überrumpelt. Er wehrte ab: „ich versteh überhaupt nicht was du meinst. Wovon redest du?"

„wovon ich rede? Bist du von sinnen? Willst du uns für blöd verkaufen?"

Hans traute seinen ohren nicht, war erstarrt und still.

Für hannah war es ebenso entsetzlich, aber ihr schrecken mischte sich mit einer insgeheimen hoffnung, vielleicht durch diesen eklat und zwang zum bekennen tatsächlich mit mark eine beziehung beginnen zu können.

mark war sich bewusst, dass er immer wieder mit hannah flirtete, aber rechtfertigt das solch ein tribunal? „meine güte, wenn wir miteinander reden und spass haben, ist das schon so schlimm?"

„und die schmuserei letztens? Da wart ihr so miteinander beschäftigt, dass ihr nichteinmal gemerkt habt, dass ich durchs zimmer ging."

Mark: „ich verstehe nicht wovon du redest. Ich kann dir versichern, dass nichts zwischen uns ist."

Worauf evelyn hans anfuhr: "und du, du hast überhaupt nichts dazu zu sagen?"

„was soll ich dazu sagen, wenn ich nichts davon weiss? Wenn es stimmt, ist es furchtbar."

Am weg nach hause dachte mark an die kritik sabines, sich zusehr von evelyn einschüchtern zu lassen, aber er sagte kein wort.

Evelyn handelte aus verzweiflung, aber sie zeigte nicht ihre verzweiflung. Sie zeigte raffiniertes kalkül. Sie rechnete damit, mark in gegenwart der anderen überführen zu können, sodass er nicht wie immer sich herausreden konnte. Und sie rechnete mit der niederlage marks und behielt recht.

Wenige monate später war es dann so weit. mark wollte sich von evelyn trennen. Eigenartiger weise war nicht diese szene der anlass, denn die gefühle bei diesem verhöhr waren zu verworren, nicht klar zuordenbar. Anlass der trennung war eine neuerliche anschuldigung evelyns, dass er ihr untreu gewesen wäre. Solche, seiner meinung nach grundlosen anschuldigungen waren für ihn viel ärger, weil sie seine wut gerade über sein zaudern entfachten, sich auf hannah einzulassen.

Es war endgültig. Mark wollte nicht mehr zurück. Evelyn suchte einen kompromiss, aber mark war froh, einen angelpunkt gefunden zu haben, um auszusteigen.

Nach der scheidung begann ein neues leben. Zuerst dachte er an sabine, an ihre erotischen begegnungen, die sie nur tagsüber haben konnten und wie schön es wäre, mit sabine tag und nacht beisammen zu sein. aber sabine war nicht erreichbar. Nicht telefonisch, nicht per post. Schliesslich gab er es auf sie zu suchen und war gewiss, dass sie in holland ein neues leben begonnen hat, das sie nicht gestört haben wollte. Jahre später, nachdem er ein zweites mal geheiratet hatte, erfuhr er von gemeinamen freunden, dass aus sabines ehe mit dem holländer nichts geworden ist. Ihr mann ist kurz nach der scheidung an einem herzinfarkt gestorben. Das machte mark nachdenklich. Er bedauerte sie, war sie doch für ihn so wichtig gewesen und gerade in dem moment, als er mit ihr ein neues leben hätte beginnen können, war sie in holland, um die katastrophe ihres lebens zu erleben. So als ob ihr das leben immer nur die rolle der zweiten frau zubilligte, sie mehr nicht haben durfte. Mark war bedrückt, versuchte sie anzurufen, obwohl er nicht wusste, was er nun tun könnte.

Sabine aber hatte nie daran gedacht, mit einem so langweiligen mann wie mark den rest ihres lebens zu verbringen und hütete sich davor, seine telefonanrufe entgegenzunehmen.

tankstelle

es war eine weite, leere ebene. Nur wiese und steppe.
An einer landstrasse liegt ein kleines haus. Es gibt nur zwei fenster und eine türe. es ist oskars haus. An der aussenwand hängen an einem haken ein paar rollschuhe. Oskar verwendet sie nie, ausser, wenn er nach jahren wieder weiterzieht.
eines morgens erzählte sibylle diesen traum oskar und meinte, ohne auf seine antwort zu warten:
„sollten wir nicht eine reise entlang der highway number one durch amerika machen?" es war eine gute idee auch für oskar.
sie nahmen sich 3 wochen zeit, kauften ein gebrauchtes auto und fuhren los. ausser der route planten sie nichts.
Sie liessen sich von einen tag in den nächsten fallen.
Sie fielen in die leere der landschaft,
die leeren wiesen,
die leere strasse.
Sie konnten sich fallen lassen, denn es gab
das leise schwingen des grossen alten autos und
das monotone poltern der reifen über die betonplatten der strasse.
Verdunklung
Versenkung
Ertränkung
Verachtung
Bedingung
Verbringung
Verhängung
Verstrickung
sie schwiegen und sie fuhren,
ein wunderschönes bild,
sie beide im auto,
und die unglaubliche leere ringsum.
Einmal machten sie ein photo davon,
kunstvoll mit einem selbstauslöser.
Am letzten tag der reise eröffnete sie ihm,
dass sie nicht weiter mit ihm leben möchte.

Hotellobby

Arthur und anna hatten immer nur stunden der liebe miteinander.

es war schon ein jahr her.

Beide waren verheiratet und lebten den alltag woanders.

Aber Ihre stunden zusammen waren immer aufs neue ein ereignis der verführung und des erotischen aufstaus.

Es kam der frühling und sie wollten es ausprobieren.

Endlich eine woche irgendwo gemeinsam verbringen, alle stunden, alle tage und alle nächte. Und es gelang.

Diese woche war für beide wie ein neubeginn voller lust und leichtigkeit, denn endlich war das leben vollständig. es waren wunderbare neue aufgaben, den ganzen tag und die abende zu planen, eine vielfalt zu unternehmen. Es war auch die fantasie, des beginns eines gemeinsamen neuen lebens jenseits dieser woche.

Sie sprachen über alles, nicht aber über ihre zukunft.

Am abreisetag war arthur überglücklich über diese wunderbare zeit und gleichzeitig aufgerieben von den gedanken, das beziehungschaos zu hause auflösen zu müssen. Es war ein hin und her, ein zerren der inneren entscheidungen. Wie soll es weitergehen? Er kam mit seinen koffern in die hotellobby. anna war schon da und übergab ihm ihren abschiedsbrief.

flughafen

Wer ist mein bester freund?
Was erfüllt mich?

Sehnsucht?
Geheimnis?
Verehrung?
Liebe?
Um ihn bangen?
Unerreichbarkeit?
Geht er?

Oder
Wer ist mein bester freund?
Was erfüllt mich?

Zuneigung?
Ein offenes buch?
Selbstverständlichkeit?
Gemütlichkeit?
Enge?
Wo lauert die verachtung?

Oder
Wer ist mein bester freund?
Was erfüllt mich?

Gleicher witz,
gleiches herkommen?
Liebe?
Ebenbürtigkeit?
Trauer, dass ich ihn verraten habe?

Athen

Athen zeigte sich im märz von der schönsten nur vorstellbaren seite. Frühling, duftende blütensträucher, die leichte luft, cafeterrassen, flirrendes licht, die akropolis ist zwar nicht zu sehen, aber man weiss dass sie da ist. Morgen werden sie vielleicht hinaufgehen, wenn noch zeit übrig ist. Heute sind sie aus allen ecken europas zusammengekommen zu einem arbeitstreffen. Das vorläufige projektergebnis sollte der auftraggeberkommission präsentiert werden. Die meisten der team mitglieder kannten sich schon von früheren arbeitssitzungen.

Robert aus dortmund, beatrice und felix aus rom waren die ersten die angekommen waren und verstanden sich auch sehr gut schon von früheren projekten her.

Man kann hier im freien sitzen, so warm ist es bereits. Es ist noch nichts zu tun, man wartet bis die anderen ankommen und die worte sind so leicht und belanglos wie das spiegeln der glasscheiben auf den tischen. Als beatrice plötzlich sagte, dass sie roberts arbeitsexpose hervorragend findet, bekam das gespräch etwas konkretes. Sie lobte roberts arbeit in den himmel. robert war sehr geschmeichelt, aber fand nichts weiter dabei, denn die beiden waren arbeitskollegen zueinander und nichts weiter.

Als dann die anderen kollegen und komissionsmitglieder hinzukamen, gab es begrüssung, drinks und schliesslich begab man sich in den arbeitsraum und die präsentation begann.

Felix war der präsentator, sein englisch war nicht besonders gut, aber es ging. Nach einer weile flüsterte beatrice robert zu: „wenn es so weiter geht, verlieren wir das ganze projekt. Die präsentation ist völlig unverständlich. Das ist doch chaos was felix von sich gibt."

Robert zuckte mit den schultern:"mach dir keine sorgen, wir werdens schon irgendwie schaffen".

beatrice wurde immer insistierender: „nein das geht nicht, nein. Du musst die präsentation übernehmen. Du bist der einzige der das kann. Lass uns eine technische pause machen und du setzt dann fort."

Robert winkte ab: „ich kann das auch nicht viel besser machen und ausserdem ist es unmöglich felix gegenüber."

Irgendwie wurde selbst die eitelkeit von felix von der zunehmenden unruhe in der zuhörerschaft überrumpelt und er fand einen eleganten ausweg indem er die beschreibung der einzelnen projekt-teile den anderen teilnehmern überliess.

Das schien zuerst das projekt zu retten, da nun mehr konzentration auf einzelnes konkretes möglich war, aber mit der zeit entwickelte der komissionsvorsitzende eine immer kritischere gangart. Während er eigentlich als auftraggeber zu anfang enthusiastisch über das projekt, das team und alles drum herum war, stellte er immer mehr in frage und zuletzt schien ihm nichts mehr zu passen. Der tag wurde sehr anstrengend für alle. jeder versuchte und fast jeder versuch wurde abgewunken. Am abend waren alle erschöpft und alles war gesagt. Der kommissionsvorsitzende resumierte. Da geschah was niemand erwartet hätte, er nahm bei aller kritik das projekt an und verabschiedete sich.

Wie im taumel der freude rannten alle durcheinander, gratulierten, champagner floss. Das abendessen war serviert, eine lange tafel für alle und wie immer sassen felix, robert und beatrice beisammen. Der positive projektabschluss nach diesem zermürbenden tag war wie ein dammbruch und es schien, dass nicht einmal das opulente bankett in diesem luxushotel dieser atmosphaere standhalten konnte.

robert versuchte die stimmung in worte zu fassen indem er sich philosophisch gebärdete: "nach all der kritik unserer arbeit gebührt uns gar nicht solch ein luxus. Damit wir es wirklich geniessen können, müssen wir uns vergegenwärtigen, dass wir uns das nicht verdient haben. Wir dürften hier gar nicht speisen. Es ist wie das geniessen bei lacan. Nur wenn es nicht erlaubt ist, bereitet es lust." Und beatrice sekundierte, „ja, das verbotene ist so erotisch"

felix musste zu einem gespräch ans andere ende des tisches und während ein gang nach dem anderen serviert wurde, der wein genossen und die meisten sich wie in einem siegestaumel hingaben, musste felix noch details mit den kommissionsmitgliedern besprechen.

beatrice aber labte sich an der idee lacans über das verbotene: „Welche übertretungen würdest du gerne tun?"

robert empfand sich nicht spröde, aber grosse übertretungen fielen ihm nicht ein. Nach einigem nachdenken sagte er entschlossen:

„georges bataille imponiert mir. Ja, das wäre toll, etwas in seinem sinne zu tun."

beatrice war wie elektrisiert: „bataille? Über den habe ich meine dissertation geschrieben. Die stärke seiner sexuellen bilder - Unglaublich!"

sie begannen einander mit ihren phantasien zu übertrumpfen.

Was stellst du dir denn vor?

er sagte „ich stelle mir vor, dass du im moment, wenn der nächste gang serviert wird und die kellner hinter den sitzenden gästen mit den servierschüsseln stehen, auf den tisch steigst und mit gespreitzten beinen dich hinstellst" und beatrice setzte fort: „wunderbar, und dann lasse ich meinen urin die beine entlang hinabrinnen. Dann stiege ich wieder herunter, und setze mich zu tisch, so als ob nichts gewesen wäre."

Robert wollte in seiner phantasie auch eine rolle übernehmen, aber es fiel ihm nichts ein:

„Eigenartig, was soll ich denn tun? Für mich gibt es keinen part in dieser aufführung?"

„aber ja, während ich auf den tisch steige, steigst du auf das rednerpodium vorne, die musik wird lauter und du beginnst zur musik zu tanzen und dich auszuziehen, bis du ganz nackt bist"

robert konnte sich das nicht recht vorstellen und beneidete beatrice, wie sie als frau ihre erotik einfach wie selbstverständlich ins spiel bringen konnte, während er eigentlich nichts dazu beizutragen hatte. Das war ihr völlig unverständlich: „du bist doch so schön, bewegst dich so erotisch."

Er verstand nicht, aber es tat dennoch seine wirkung.

Sie merkten gar nicht, dass alle anderen schon gegangen waren und das personal räumte bereits alle tische ab und die stühle obenauf. Sie mussten gehen.

Das verbotene, auch wenn nur in der phantasie miteinander geteilt, hatte den charakter einer gemeinsamen übertretung, der sie ausgeliefert waren. Sie konnten nicht mehr auf die stufe davor zurück. beatrice sprang auf und sagte: „komm mit, komm mit mir!" sie gingen auf ihr zimmer. Schon am weg rissen sie sich die kleider vom leib. Gleichzeitig mussten sie im zimmer die schweren Überdecken und pölster von den betten reissen. Es war wie schwerarbeit für beide, die immer wieder übereinander herfielen. All das war keine unterbrechung es war immer wieder hinauszögern. Schliesslich tanzte inmitten des chaos von decken und brokat ihr schlanker kleiner körper wie wild auf seinem. Sie war wie ein wildes tier, dass er nicht einfangen konnte, obwohl sie auf ihm war.

Der morgen war spät und sie die letzten beim frühstück, während die anderen vor ihrem abflug noch zur akropolis gegangen waren.

Beatrice musste sich beeilen zum flughafen zu kommen. Roberts abflug war etwas später und als er in dortmund angekommen war, hatte der tag bis zum abend noch jene eigenartigen stunden, die aufeinmal so völlig leer und zeitlos waren.

Die arbeit der nächsten tage schien ihn zurück zu holen in sein exaktes wissenschaftliches leben. aber nicht ganz. Immer wieder dachte er an beatrice und es wurde immer heftiger. Er versuchte ihr zu schreiben, aber sie antwortete ihm nicht. Er versuchte sie anzurufen, aber sie ging nicht ans telefon.

Er las wieder georges bataille und schrieb ihr neue fantasien, die sie gemeinsam unternehmen könnten, aber er erhielt keine antwort. Plötzlich erschrak er beim gedanken, möglicherweise fingen bürokollegen bei ihr die e-mails ab und er brachte ihr unglück? Wieder versuchte er mit ihr zu telefonieren, aber sie war nicht erreichbar. Schliesslich schrieb er ihr, dass er sie nächste woche besuchen könnte, ob sie denn in rom sei. Das telefon läutete:

"robert, du kannst gerne kommen, aber wir können nicht zusammen sein. Als ich nach athen fuhr, ging es mir unglaublich schlecht. Mein mann hat mich verlassen und ich wusste nicht aus und ein. Ich war so fertig, fühlte mich nichts wert, war völlig kaputt. Ich war so glücklich bei dir, es war wundervoll, aber ich habe jetzt wieder zu mir gefunden. Bitte versteh das."

wird fortgesetzt am Mittwoch 5. Dezember

Eine geschichte, an die er sich noch erinnerte

paul hat kaum erinnerungen an seine kindheit, nur eine begebenheit blieb ihm im gedächtnis und sie kam ihm immer wieder in den sinn, so als ob sie einen schlüssel für sein leben enthielt.

Es war eigentlich ein traum, der ihm wie zu einer gelebten geschichte wurde. Paul stand als kleiner bub neben seiner mutter in der küche, während sie kochte und hielt sich an ihrer schürze fest. Durch das küchenfenster sah er nur die mauer des nahestehenden visavis hauses, ein fenster und einen telegrafen oder lichtmast, der zwischen den beiden nahen häusern stand. Ungewöhnlich hoch war der mast, da die wohnung im 4.stock lag, und der mast das haus noch überragte. Nach einer weile zogen dunkle wolken auf und es braute sich ein schlimmes gewitter zusammen. Es wurde finster. ein starker wind kam auf und blitze zerschnitten immer wieder die dunkelheit. Zum glück waren noch keine donner zu hören. Aber schliesslich wurde das unwetter immer heftiger, der wind wurde zum sturm und zu den blitzen kamen die donner. Für paul war das wie weltuntergang und die wassermassen, die vom sturm gegen die fensterscheiben gepeitscht wurden, liessen ihn wie auf einem schiff auf hoher see vorkommen. All das war aber harmlos gegen über dem plötzlichen schwanken des Lichtmastes, der im sturm gegen das haus schlug.

Als Paul 17 war und die oberstufe des gymnasiums besuchte, musste er jeden nachmittag seine mutter beim einkaufen am markt begleiten. Mit dabei war im kinderwagen seine kleine schwester, die damals noch ein baby war. Für ihn war dies ein albtraum, unterhielten sich doch seine mitschüler über ihre mädchengeschichten, über verführung und verhütung.

Eines Tages musste es passieren: zwei seiner schulkammeraden kamen ihm entgegen und Paul versank im boden. Zu wem gehörte der kinderwagen und wer ist die mutter?

Als paul etwa 40 war, lernte er angelika kennen.

Er war im zug unterwegs und las cees nootebooms roman, die folgende geschichte. Er war so vertieft in die erzählung, dass er, sobald der zug ankam und er aussteigen musste, sich in ein cafe setzte, von dem er wusste, dass es noch länger offen war und er weiterlesen könnte. Als er am ende des buches angekommen war, haben bereits alle gäste das cafe verlassen gehabt. es , war bereits 3 uhr nachts. Aber er war so aufgewühlt und fiel nun plötzlich in die leere der realen welt, dass er unbedingt mit jemandem darüber reden musste. Da das cafe leer war, ging er an die bar und fragte die barceeperin

„darf ich sie etwas fragen? ich kann es nicht glauben, aber es ist in diesem buch so glaubwürdig beschrieben. kann es sein, dass man mit jemandem, mit dem man nicht schläft, eine grössere liebe hat, als mit jemandem mit dem man ins bett geht?"

angelika war sehr jung. eine schöne frau, mit wilden langen haaren, dunklen augen, mit der figur eines manequins, schlank und anmutig. Sie lächelte über die ungestüme art pauls, der wie aus allen wolken fallend, mit dieser frage an ihrer theke landete. Sie beobachtete ihn schon längst, in sein buch vertieft und fern der welt. Jetzt war er da.

Für paul war angelika mit einem mal die angebetete aus dem roman. Er erzählte ihr dass der roman von einem lehrer handelte, der eine schülerin wegen ihres wissens in griechischer geschichte und philosophie und ihrer lebhaftigkeit, wie sie in der klasse mit ihm diskutierte, mehr liebte, als die frau mit der er schlief. „ist das nicht unglaublich, dass dann, im moment des sterbens, in dem das leben revue passiert, diese frau ihm als einzige in erscheinung tritt?"

angelika erinnerte das an siddharta. „vielleicht muss man auf alle diesseitigen güter verzichten, um zum wahren leben zu gelangen, wie es siddharta tat?"

„also askese"

„ja, aber können wir askese überhaupt leben, wir selber? In unserer so vollgestopften welt?"

„ich glaube meditation ist das richtige, denn in der meditation begibt man sich in den augenblick. Die zeit hört auf eine rolle zu spielen. Man muss nichts jagen, nichts leisten, es ist was es ist."

Sie blickte auf die uhr und merkte, dass sie zusperren musste.

Paul war verwirrt "sehen wir uns wieder?"

„warum nicht?"

sie gingen und sie verabschiedeten sich. So als ob das glück des augenblicks ihnen verbot, name und adresse auszutauschen. Liebende finden sich, wo auch immer.

Am nächsten tag ging paul wieder zum selben lokal, aber angelika war nicht da. Am übernächsten tag ebenso. Aber er kam immer wieder, solange bis er sie wieder fand. Überglücklich redeten sie miteinander bis es wieder sperrstunde geworden war und diesmal lud paul angelika ein, sein büro anzusehen, jetzt in der nacht. Er war brückenbauingenieur und im büro, das ihm gehörte, standen riesige zeichentische vollgefüllt mit plänen und zeichengerät. Angelika war beeindruckt von der verantwortungsvollen arbeit, die hier tagsüber gemacht wird, auf diesen grossen tischen, an denen nun niemand sass. Voller schwung setzte sie sich auf einen der tische und zog paul an sich. Es war ihr eine lust, die verantwortung des tages jetzt durch ihre leidenschaft durcheinanderzubringen.

Paul war hingerissen von ihrer zartheit und wildheit zugleich. Es war ein toben und stürmen, ein innehalten und zärtlich sein. es war alles zugleich, das sich steigerte, bis plötzlich die tischplatte auf der sie halb liegend, halb sitzend übereinander herfielen, etwas kippte. Nicht das irgendetwas passiert wäre, aber es war wie ein paukenschlag, der paul eine sekunde lang zu bewusstsein brachte. Er bekam auf einmal angst. Wie ginge das hier weiter? Er hatte plötzlich das gefühl, das versprechen dieser wildheit nicht weiter einhalten zu können.

In den nächsten tagen und wochen trafen sie sich noch öfters. Sie waren voneinander begeistert und planten gemeinsam für einige tage in eine andere stadt zu fahren. Dies gelang nicht sofort und schliesslich verloren sie sich aus den augen.

Paul verstand nicht wie das geschah. doch Jahre vergingen und paul lernte schliesslich eine andere frau kennen. er heiratete und hatte mit ihr 2 kinder. Die geschichte mit angelika war ihm immer ein rätsel geblieben, vor allem, weil sie ihm wie die schönheit und anmut einer jungen frau schlechthin vorkam. Das leben ging offenbar andere wege.

Als paul mit seiner familie in eine andere stadt zog, und er alles in kisten packte, fiel ihm ein brief in die hand, den er seinerzeit, also vor jahren, an angelika geschrieben hatte. Er konnte sich gar nicht erinnern angelika jemals briefe geschrieben zu haben.

„liebe angelika,

du bist in verschiedenen welten zu hause, du sprichst die verschiedenen sprachen. Du bist unnahbar wie eine göttin, geschminkt, die haare in voller pracht.

Mit einem wink kannst du jedes argument als kleinliches gequake vom tisch fegen.

Die gottheit im griechischen theater hinter der maske des spiels ist den männern angenehm. Sie sehen nicht deine tränen.

Bist du die muse, die durch den rausch der jungen liebe lebt?

Bist du camille claudell, selbst voller inspirationen und künstlerischer schaffenskraft?

Bist du alma mahler, lässt dich sexuell ein und betreibst machtpolitik?

Bist du die möve, die als muse ausgenützt wird, aber die künstler zu schwach sind, als dass sie etwas daraus machen können?

Oder bist du angelika, die sich die mäenner aussucht, damit sie animiert, gelobt und verstärkt wird zu ihrer eigenen schöpferischen arbeit?

Liebe angelika, ich sehne mich zu dir zu kommen, wie finde ich dich?

Dein paul"

Und es gab auch einen Antwortbrief:

„Lieber paul,

deine worte erstaunen mich.

Unnahbar? Göttin?

Dahinter steht eine lange geschichte.

Angelika musste schon als kleines kind immer nur stark sein. Die mutter war so schwach, dass sie den schutz von angelika suchte.

Und deren rat, den ihr angelika natürlich nicht geben konnte. Aber deshalb auch nie kind war.

Das kind angelika blickt uns auf fotos wie ein alter erfahrener mensch entgegen. Traurig, liebevoll, mit einem grossen wissen. Eine alte seele.

Sie hat sich das nicht ausgesucht, immer nur alleine geweint.

Ich bin doch schutzlos und den unzulänglichkeiten der anderen ausgesetzt, die von mir immer nur stärke erwarten.

Was soll ich tun?

Küsse

Angelika"

Beim lesen dieser briefe erinnerte sich paul, dass er, als er angelika das erste mal sah und von ihr gleich verzaubert war, in der nacht darauf aus dem gedächtnis ein bild von ihr malte. Er war wie im rausch und er fand dass es ein gutes bild geworden war. Sie war wunderschön auf diesem bild. Aber als er es am folgenden tag angelika zeigte, war sie erbost über die härte und die maskenhaftigkeit ihres gesichtes auf dem bild. Paul war damals gekränkt, weil er es nicht so sah. Aber jetzt, beim lesen dieser briefe muss er auch dieses bild anders sehen.

Ihm fiel die episode mit seiner schwester im kinderwagen ein, seine unerbittliche mutter.

Als paul am nächsten tag, nachdem er diese beiden briefe wieder gefunden hatte erwacht, erinnert er sich soeben von angelika geträumt zu haben. Er war bei ihr und sie sagte „du, ich habe ein kind geboren. Es ist von dir. Möchtest du es sehen?"

Angelika, mit der er so gerne geschlafen hätte, aber nie geschlafen hat, ist von ihm schwanger geworden. Aber es war auch so eine unterwürfigkeit in ihren worten. Sie näherte sich vorsichtig an ihn an. gleichzeitig ist sie die starke frau, die alle lasten auf sich nimmt, ohne zu protestieren. Im traum dachte paul noch, dass seine jetzige frau diese affäre nicht ertragen würde. Sie würde sich von paul trennen und er wäre weder mit ihr noch mit angelika zusammen.

Paul war ein muttersöhnchen, in einer abhängigkeit von einer überwältigenden mutter, die ihn einsperrte, aber auch erotisch überwältigend war. Seine erste frau entsprach diesem bild. Seine zweite frau war anders. Als angelika kam, war das zwar die selbe stelle am ufer, aber nicht mehr der selbe fluss.

im auftrag des vaters

Mathias kale war 55 als sein vater starb.

Im laufe der folgenden jahre hat mathias das haus das er im laufe seines lebens gebaut hatte, schichte um schichte wieder abgetragen. Zuerst trennte er sich von seiner frau. so sehr sehnte er sich nach der freiheit, wieder er selbst sein zu können, wie er es wollte, frei auch, eine neue beziehung eingehen zu können, dass er all das leid und die unbill einer trennung in kauf nahm.

Einige jahre später kündigte er seine beamtenstelle und begann einen neuen beruf. Nicht ganz neu, denn er schrieb schon seit seinem studium, veröffentlichte hie und da, aber doch neu, denn nun wollte er vollberuflich als schriftsteller arbeiten.

Schlussendlich zog er auch in eine andere stadt und fand eine neue wohnung für sich alleine.

Er lernte eine frau kennen, die schauspielerin war und rückblickend entstand eine neue situation im besten sinne des neuen: die alte umgebung der büros, der kollegen von früher zum teil auch freunde, wechselte und es war eine chance, nicht von aussen definiert zu sein, sondern von dem was er selbst ist. Nicht die alten bahnen des eingespielten verhaltens, sondern neue bedingungen und neues verhalten war möglich. Er bedachte dies zuerst gar nicht, aber als er etwa bei den lesungen seines ersten romanes unglaubliche lust empfand, seine zuhörerschaft in bann zu ziehen, fand er sich auf einmal in einer zu früher völlig konträren rolle. Während ihm früher vorlesungen, die er an der universität hielt immer eine qual waren, gab es auf einmal eine lust des auftretens.

Es war als ob sich das leben rückblickend neu aufrollte, es neu zu verstehen war:

Ursprünglich begann er als jurist in der universitätsverwaltung. Er war sehr ambitioniert und voller begeisterung bei der entwicklung eines neuen studien konzeptes zur selbstverwaltung der universitäten. Er hatte selbst in erster linie jura deshalb studiert, weil er annahm, mit diesem studium am effektivsten zur veränderung der gesellschaft im sinne einer demokratisierung, ja damals eigentlich einer sozialistischen gesellschaft beizutragen.

Er war begeistert über die möglichkeiten einer neuen gesellschaft und fand sich in der universitätsverwaltung im kreis einer reihe von ähnlich denkenden kollegen. Es war eine atmosphäre des aufbruchs und der gemeinsamkeit. Es galt auch anzupacken und die dinge in die realität umzusetzen. Endlich nichtmehr nur zu diskutieren. Jetzt ging es nichtmehr um theorien wie in den endlosen debatten in den sit ins und studenten cafes, jetzt war pragmatik und konkrete arbeit erforderlich. er fühlte sich wohl, denn er wusste nur durch das konkrte könne die welt verändert werden.

so stürzte er sich in seine arbeit und obwohl alle in einem grossraumbüro arbeiteten, konzentrierte er sich völlig auf seinen bereich. Wohl interessierte er sich für die methoden und ansätze, wie die anderen ihre bereiche bearbeiteten, aber ihm ging es vor allem darum, von den anderen zu lernen, um schnell selber neues zu entwickeln. Er war länger als die anderen im büro und wenn sich einige bei einem bier in der kneipe um die ecke trafen, ging er nur selten mit, eigentlich nur, wenn er ausdrücklich dazu eingeladen wurde.

Verheiratet war er mit einer lehrerin, die seiner politischen einstellung nicht entgegenstand, aber nicht diese begeisterung und wehemenz an den tag legte wie er.

manchmal gab es abendessen zu denen freunde und auch arbeitskollegen eingeladen wurden und er fühlte sich wohl in diesem kreis, obwohl er fast nie etwas sagte. Er hörte lieber zu, interessierte sich für die geschichten der anderen, und merkte gar nicht, dass seine wenigen worte dazwischen nichts sagten, sondern er für die anderen wie abseits war.

offensichtlich hatte er keine ahnung über sein stummes aussenbild sowohl zu hause als auch im büro. und so entstand eine völlig andere wahrnehmung seines äusseren, durch die anderen, als wie er sich selbst sah. Er wunderte sich immer wieder über seinen mangelnden sozialen erfolg, darüber, dass er immer wieder übergangen wird, vor allem im büro, aber irgendwie fand er sich damit ab.

jetzt erst in seinem neuen lebensabschnitt fiel es ihm wie schuppen von den augen, als er sich erinnerte wie es immer soetwas wie schatten-anmerkungen zwischen seiner frau und anderen gab. Small talks mit kollegen, aber auch über die grosse intimität des sexuellen bei ihnen beiden, weil sie sich treu sind, so als ob im üblichen gespräch beziehungen nie treu sind, oder mit befreundeten journalisten über celebrities, seitenblicke stories, oder selbst mit den kinderladen-vätern, über beziehungen, trennungen und neuen liaisons. Diese geschichten interessierten ihn wirklich nicht, aber sein schweigen in der gegenwart der anderen, sein introvertiertes verhalten ist entweder als komisch, zurückgeblieben oder weltfremd empfunden worden.

Er identifizierte sich am liebsten mit der figur des pierot, einem clown, im film "kinder des olymp", der tölpelhaft aussah, aber die schliche der betrügerischen zuschauer durchschaute. beim kinderladen faschingsfest baute er seiner tochter eine maschine mit schmetterlingsflügel und verkleidete sich als pierot. das hatte einerseits etwas kindlich poetisches an sich, aber gleichzeitig hatte es etwas von einem verzweiflungsakt an sich. wenn er schon nicht auf der gesprächsebene mit den anderen sein kann, dann halt ein spielgefährte seiner tochter.

eigenartig war, dass er offensichtlich irgendwie seine persönlichkeit verloren hatte. ihn langweilte das eltern-dasein dermassen, oder er konnte nichts damit anfangen. jenseits des kind-spielens gab es für ihn nurmehr den mann als liebhaber. mit den anderen männern der kindergruppe konnte er kaum etwas reden und die frauen waren, soweit interessant, tabuisierte geliebte.

er empfand sich nicht leer und nichtssagend. Im gegenteil, er unternahm mit seiner frau und tochter viel und es waren viele dinge des gemeinsamen lebens, wenn nicht überwiegend, die von ihm in die wege geleitet wurden, wie die teilnahme an einem kinderladen, die gründung einer hausgemeinschaft, auslandsaufenthalte, usw., dennoch war der blick auf ihn von freunden oder bekannten immer zwischen zwei polen: frauen hatten oft so etwas wie bewunderung über seine träumereien, andererseits waren da die kollegen und freunde mit einer eigenartigen distanz.

rückblickend erscheinen nun diese wie dämonen, von denen er nichts gutes erwarten konnte, die aber gleichzeitig irgendwie unsichtbar waren, weil sie einer anderen welt angehörten, an der er nicht teilnahm, wohl aber seine frau.

Im büro war es ähnlich. Er erinnert sich, wie er durch seine fachlichen innovationen in seinem arbeitsbereich erfolgreich war. er avancierte und wurde leiter eines referates. Das freute ihn ungemein, brachte ihm auch einigen neid der kollegen, weil er schneller die leitung eines referates erhielt als manch anderer, der schon länger im amt war.

Die freude konnte aber nicht lange halten, weniger wegen der neidvollen andeutungen der anderen, vielmehr wegen neuer aufgaben, die ihm völlig fremd waren. Was heisst es ein team zu leiten? Was heisst es leute zu motivieren? Er, der so motiviert ist, der sich über motivation nie den kopf zerbrochen hat, weil es doch um die verbesserung der gesellschaft geht, was heisst da andere zu motivieren? Und es kam schlimmer noch:

Was heisst es das referat durch die wirren und intrigen der verwaltung hindurchzuschleusen? Ja vielmehr, was heisst es eine strategie des machtzuwachses zu entwickeln? Denn wenn es keine ziele und strategien der expansion gibt, fallen alle mitarbeiter zurück, stagnieren und erlahmen alle seine leute.

Plötzlich sollte er ganz andere dinge machen. Während er anfänglich glücklich war mit dem machtzuwachs durch die leitung eines ganzen referates, den einfluss seiner arbeit auf die universitätsreform zu vervielfachen, wurden die mitarbeiter ihm immer mehr zur last. Er arbeitete wehement an der weiterentwicklung und verbesserung der unterrichtssysteme, der kurrikula und autonomiereformen, sollte sich aber eigentlich um den einsatz und aufgabenteilung seiner mitarbeiter kümmern. Und während er dadurch noch mehr zeit im büro verbrachte, waren auch die gespräche am gang, zwischen den türen und gar in der kneipe beim bier, völlig gestrichen. Er fühlte sich wie der hase in der fabel mit dem igel.

Jetzt erst traf mathias einen kollegen von damals zufällig auf der strasse. Dieser kollege leitete ebenfalls ein referat und hatte mittlerweile eine schnapsnase bekommen: „du brauchst keine dummen anspielungen zu machen. Du wusstest offensichtlich nichts von der richtlinie, dass in leitender funktion mindestens zwei drittel der zeit für small talk und gesellige gespräche investiert werden müssen und je bedeutender die abteilung umsomehr. Man muss sich um die leute kümmern, man mus sich für die kollegen interessieren. Das hast du nie gemacht. Aber ganz etwas anderes, hast du vom prohaska gehört, der soll jetzt in die direktionskanzlei wechseln." Mathias war nicht wegen des inhalts dieser kritik ausser sich, er war erschlagen von seinem eigenem tonfall, von seiner stimme, mit der er nun sprach, die er von früher kannte und die ihn zurückverwandelte in eine person, die er dachte nie gewesen zu sein. Plötzlich schien es ihm wie ein abgrund in den er bei nächster gelegenheit wieder stürzen könnte.

offensichtlich richtete er sich damals in einer zweiwelten situation ein: die welt seiner spinnereien und die welt nach aussen, wobei er sich mit seinen spinnerein und gedanken nicht weiter auseinandersetzte. Er schrieb kurze geschichten, entwickelte alle möglichen theorien, notiz zettel en mass, aber es war so ein brüten im unsichtbaren.

Heute sind es eben diese brütereien, die quellen seines schreibens geworden sind, und mehr noch, es gibt die lust an anderen künsten, vor allem die lust am schauspielerischen bei den lesungen. Er kann vortragen, zuhöhrer mitreissen, empathie gewinnen.

All das war früher wie nicht existent. was mühte er sich mit geschichten und metaphern ab, um bei besprechungen für einen gesetzes-entwurf oder ein strategiepapier zu überzeugen. alles verpuffte im nichts. er hörte sich auch selbst nicht. er wusste nie um die wirkung oder fehlwirkung solcher präsentationen.

Jetzt dachte er nur, welch ein glück, er fand zu sich, zu seinen wurzeln und kann neu beginnen!

Als schriftsteller sitzt er nun zu hause oder im cafe und verbringt sein leben schreibend mit sich alleine. Er wundert sich, dass es keine kollegen gibt, mit denen er in die kneipe geht, auf ein bier und mit denen er die nächte durchzecht.

Als er einmal im westjordanland in einem auto mit vier palästinensischen kollegen unterwegs war, die sich nur auf arabisch, für ihn unverständlich, unterhielten, und ihm nicht ganz geheuer war, wohin die route führte, die sie fuhren, begann er mit ihnen ein gespräch auf englisch. Er fragte sie belanglose dinge und erzählte ihnen belanglose geschichten. Er verstand es, sie auf englisch im gespräch zu halten und liess nicht locker, das gespräch zu dominieren. Es war ihm eine lust, immer neues zu erfinden, worauf sie einstiegen und er konnte schliesslich auch, wie beiläufig, klären, wohin sie unterwegs waren.

Titel von Augusta Laar.