Der weibliche Blick
auf den Körper des Mannes

Bislang träumten immer die Männer von den Körpern der Frauen, zumindest in den offiziellen Bildern.
Wie sehen aber die Bilder mit dem Blick der Frau aus? Männer, nicht in Männer-Posen, sondern so,
wie Frauen Männer sehen. Wie ist es, wenn der Körper des Mannes genauso als Objekt der Lust zu
erfahren und zu empfinden ist, wie es unsere Kultur der Frau eingelernt hat.

„Was finden sie als Frau erotisch am Körper eines Mannes?“

"Was zieht Sie an?"

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Foto aus: Pina Bausch, Kontakthof

Der blinde Fleck des Mannes ist sein eigener Körper. Bislang ist die Frau das Objekt des Angesehen Werdens. 
Während für den Mann der weibliche Körper der Inbegriff der Sehnsüchte ist, ist es ihm unvorstellbar, dass sein
eigener Körper auch das Objekt der Begierde der Frau sein kann.

Es ist ihm unvorstellbar, sich, wie die Frau im Spiegel anzusehen, sich zu inszenieren. Der Körper der Frau ist
ein Ding, das sie mit Händen greifen kann, das Samt und Seide erregen, das sie mit den Blicken eines Liebhaber
betrachten kann. Sie blickt mit den Augen des Mannes, die doch die ihren sind, auf sich als Objekt.

Die sich zeigende Frau kann sich nicht zeigen, ohne zu wissen, und ohne selber zu sehen, dass sie gesehen wird.

Dies gilt alles nicht für den Mann. Oft ist der nackte Mann sogar lächerlich, weil er all seiner Insignien der Macht entblößt ist.

Die Frauen des 19. Jahrhunderts durften nicht blicken. Sie sollten den Blick niederschlagen, in unbestimmte Fernen
schauen und, um schöner anzuschauen zu seien, sogar ihre Augen mit Belladonna behandeln – um die Pupillen zu erweitern.

Es wird auch heute kaum zugelassen, dass die Frau, wie der Mann, ihr Begehren annehmen könnte: sie kann nur
Beute des Begehrens seien. Wenn eine Frau einen Mann begehrt, empfindet er das nicht als erotisches Begehren.

Der Mann kann sich gar nicht vorstellen, dass sein Körper anziehend ist.

Während Frauen in den letzten Jahren gelernt haben aktiv und lustvoll auf Männer zu blicken, haben Männer nicht
gelernt, mit diesen Blicken auf sich zu spielen. Sie sind noch nicht in diesem Wechselspiel von Angesehen werden
und aktivem Sehen angekommen.