16. Dezember

 

Rainer Maria Rilke,

Marina Zwetajewa,

Boris Pasternak,

ein Briefwechsel 1926

und

Rainer Maria Rilke,

ausgewählte Gedichte

 

Als Vorbereitung für das gemeinsame Projekt mit den Wladigeroff Brüdern „Magie“ (*1) folgt hier eine Auseinandersetzung mit Texten von Rainer Maria Rilke, Marina Zwetajewa und Boris Pasternak. (*2)

 

DerPanther

Im Jardin des Plantes, Paris In the Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäbe keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich in allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf— Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille— und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke Translated by Stephen Mitchell

His vision, from the constantly passing bars, has grown so weary that it cannot hold anything else. It seems to him that there are a thousand bars; and behind the bars, no world.

As he paces in cramped circles, over and over, the movement of his powerful soft strides is like a ritual dance around a center in which a mighty will stands paralyzed.

Only at times, the curtain of the pupils lifts, quietly— An image enters in, rushes down through the tense, arrested muscles, plungs into the heart and is gone.

 

Heute ist Sonntag Es ist noch zeitlich und im Café́ (*3) werden noch die Tische geputzt. Rilkes Sprache ist so anders und vielleicht ist es möglich in dieses Universum einzudringen und in ihm zu denken. Es ist diese scharfe Beobachtung am Beispiel des Panther vielleicht erklärbar: es ist nicht nur ein Dichten, sondern er nimmt ein zwei Beobachtungsbilder das Gehen im Kreis, die Gitterstäbe, die verschwimmen, Das Bild, dass ins Auge hinein geht und drückt diese in der Lyrik aus. Was aber sind diese Beobachtungsbilder, die markant für alles Übrige stehen? Es sind Bilder von Bewegungsmuster im Raum, im Körper, etc.

Die Kellner und Kellnerinnen putzen das Café́ mit bedacht, Langsamkeit, aber auch Gründlichkeit. Wie Flugzeugpropeller kreisen ihre Arme an den Fensterscheiben, wie Gewehrkolben putzen Sie die Beine der Stühle auf und ab. Das sind die Bewegungsbilder von Rilke.

Unbedingte Voraussetzung ist das live Beobachten des Beschriebenen. Denn während der realen Beobachtung erst, fallen einem die Assoziationen zu den beobachteten Bewegungen ein.

Ohne dem lebendigen Bild vor einem selbst, ist es nicht möglich zu assoziieren! so beschreibt er auch in Orpheus die Bewegungsbilder der neuen Techniker, die Flugzeug - Kurven am Himmel ziehen. Auch in der Liebe beschreibt er die typischen Bewegungsbilder: das Abschied Winken, das zum Schluss gar nicht mehr dir gehört. Also Bewegungsbilder mit einer inhaltlichen Bewertung. Oder: ich drücke dich an mich wie auf eine Wunde, um zu verhindern, dass meine Seele hinaus strömt.

Und auch was sich im Inneren eines Körpers abspielt, wie das Absterben des Bildes im Herzen des Panthers, ist ein Bewegungsbild. Normale Zeit- Worte wie gehen oder laufen sind eigentlich auch Bewegungsbilder denn diese setzen sich aus den Bewegungen der Beine etc. zusammen. Schenken aber nicht: er legt es hin und wendet sich ab, vielleicht verbeugt er sich noch.

Vielleicht ist es ähnlich im Zeichnen, wenn ich zum Beispiel im Café́ die Leute beobachte und zeichne. Da geht es auch um die typischen Muster, die zu beobachten und zu zeichnen sind.

Also könnte ich versuchen, im Café́ zu zeichnen, d.h. zu beobachten und gleichzeitig die markanten Bewegungsbilder nieder zu schreiben. Denn das Zeichnen zwingt zum genauen Beobachten, während das bloße hin sehen wie wir es gewohnt sind, bereits verformt, damit wir schneller etwas auffassen können.

Trotz alledem erleichtert mich am meisten der Gedanke, dass ich den Dialog mit Rilke durch Skulpturen führen könnte, die ich vorhabe bei Willie Bester (*4) zu machen. Ich muss Distanz gewinnen zu Rilke, auch das Malen ist zu nahe am Wort des Dichters.

Blog Wolf Werdigier 16. Dezember 2022 b  Blog Wolf Werdigier 16. Dezember 2022

 

Die Erfahrung des Rothkoprojektes (*5) war, dass die Besucher auf eine Reise geschickt wurden. Die meisten erinnerten sich nicht daran wohin die Reise ging, wie bei einem Traum zerfiel alles bei Ihnen, noch ehe sie herauskamen. Ich erinnere mich, dass es wie eine Reise durch mein Leben war. Vielleicht war der Text der Arien unwichtig. Wichtig war die Musik und das schweifen des Blickes über die verschiedenen Bilder, die Erinnerungen und eigene Bilder aus dem bisherigen Leben aufgerufen haben.

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Wenn ich zum Park hinaus aus der Wohnung schaue, sehe ich die Golfspieler. Ich habe sie immer verachtet, welche Sinnlosigkeit sie betreiben, wie wichtig sie das ganze nehmen, mit dem Gefährt fahren Sie auf den Hügeln herum, so als ob jetzt etwas Riesiges geschaffen würde. Und je mehr ich sie verachte umso mehr sind sie mir ein Vorbild, ganz im Ernst wie Kinder zu spielen!

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Im Café: Schrecklich, wieder so ein Paar, er älter und gebrechlicher, als sie und sie ihm dauernd behilflich sein will, aber er nicht will. Als sie drei Stufen gestiegen waren, war er unsicher, sie wollte seine Hand nehmen und erbost zog er sie ihr weg. Es war blanke Wut! seine Wut, dass sie ihn bevormundet und ihre Wut, dass er alt und langsam ist.
Beide können aus dieser Wut nicht entkommen. Vielleicht wäre bei Zwetajewa Puschkin und Rilke ein Ausweg, wenn das Geistige, die Gefühle, die Kunst zu schreiben, das ist was sie miteinander verbindet. Aber nicht das physische Leben. Vielleicht auch etwas Schwärmerisches.
Das Problem dabei ist, dass eine geliebte Frau oder ein geliebter Mann alles sein möchte, sexuell, poetisch, seelisch, Esprit, alles und dementsprechend bewundert werden will. Das rauschhafte Ideal des Honey Moon. Dem gegenüber praktizieren Zwetajewa und die anderen beiden eine Abspaltung. Sie sind die göttlichen Paare für jeweils einen Aspekt der Persönlichkeit. Das ist schwer zu akzeptieren im realen Leben. Vor allem wenn das Leben dazu auffordert zu teilen.

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 Zwetajewa schreibt: Die stärkste Emotionalität, das größte aufgewühlt sein und die stärksten künstlerischen Ergüsse erlebte sie sexuell (ohne Ehe, ohne Liebe die gewachsen ist und auch ohne seelisch geistige Verwandtschaft. Sie teilt auf:

1
Spontane sexuelle Anziehung, der Affekt

2
In einer Beziehung lange gewachsene Liebe, (sie sagt sogar egal ob glücklich oder unglücklich)

3
Seelisch geistige Nähe, oder Ähnlichkeit, (kann man vielleicht auch herstellen durch Neugier: ein neuer Kontinent)

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Also unterscheiden die Dichter nicht Glück von emotionaler Aufgewühltheit. Letzteres ist wichtig, egal ob glücklich oder unglücklich. Nach Rilke: immer unglücklich, darin hat die Kunst ihre Rolle, ihre Aufgabe ist dies zu verarbeiten. Es ist als ob Glück woanders stattfindet. In den Schlaftabletten, in den Morning Pages, in ein oder zwei Kunstwerken, die der eigenen Meinung nach gelungen sind.
Dieses Splitting von emotionalem aufgewühlt Sein (ist nicht Glück!) ist für die „ideale Gattin, oder den idealen Gatten“ unerträglich, denn sie will alles zusammen sein und in allem am besten sein: die Liebe als Ego Booster.

 

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Zwetajewas Zugang ist interessant, weil der übliche Versuch eines Zusammenfassens der Elemente:
Sex und körperliche Liebe (1),
geistiger Austausch (2)
und
Verbundenheit (3)
zu viel ist.
Es genügen zwei Pole für ein Maximum an Liebe, ein Dritter zerstört eher!


„Er ging ins andere Zimmer und schrie.
Alles andere konnte er verbergen, bloß das Schreien hörte sein kleiner Sohn.“

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Wenn ich im Café́ sitze, ist vielleicht wirklich das Faszinierendste die Menschen zu beobachten und die zwei Welten zu sehen:
Jene alltägliche Welt, in der sie sich augenscheinlich befinden, Zwetajewa bezeichnet diese als „Libretto-Welt“ und jene Dichter – Welt, die die Etymologie der Gefühle ist. Wir sind im Alltag sehr damit beschäftigt, alles im Lot und angenehm zu halten. Das lässt die wirklichen Gefühle nicht zu. Ist denn die Gefühlswelt immer negativer als die Glasur Welt des Alltags?

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Wenn ich gerade einen Tisch mit zwei Paaren und einem Baby beobachte dann sind genau diese beiden Ebenen offensichtlich. in der Gefühlsebene ist es nicht nur kitschig, alle buhlen um Aufmerksamkeit, wollen lustig sein und machen Fotos die sie einander zeigen. Als sich alles ums Baby drehte, begann der Vater unbedingt einen Kuss von der Mutter ergattern zu wollen.
Aber gerade die, die am gekünsteltsten gestikulierte und immer lustige Geschichten erzählte, über die sie selbst am meisten lachte, gerade die schien andauernd so etwas wie ein ekstatisches Gefühl in sich zu generieren. manchmal schien es, dass sie am Höhepunkt ihrer Ekstase eine kurze spastische Erstarrung brauchte, um Lachen zu können.

Nochmals der Panther:
 
Rainer Maria Rilke:

 

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Magie

Aus unbeschreiblicher Verwandlung stammen solche Gebilde-: Fühl! und glaub!
Wir leiden oft: zu Asche werden Flammen; doch: in der Kunst: zur Flamme wird der Staub. Hier ist Magie. In das Bereich des Zaubers scheint das gemeine Wort hinaufgestuft...

und ist doch wirklich wie der Ruf des Taubers, der nach der unsichtbaren Taube ruft.

Some process, not to be described, engenders these images. Open your heart! And trust!
We may regret that flames turn into cinders, yet art can make a flame arise from dust. Here’s magic: in the kingdom of enchantments our humdrum words are lifted high above:

so, to an unseen wood bird come endearments from her melodious mate, the turtle-dove.

 

Zwetajewa, “Das Endgedicht”

Bewegt sich sein Mund? Ach was – Ich weiß doch, er wird’s nicht sagen.
- Sie lieben mich nicht? – Doch ja...
Lyrik ist die Etymologie der Gefühle.
Und das Gefühl ist es, das die Wirklichkeit erzeugt.
„Genauso, eben dieser Faden ist es, der die Wirklichkeit zwirnt; Eben das, was der Mensch ständig tut, und nicht sieht.“
Rainer Maria Rilke

Liebes-Lied

Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkeln unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.

Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

In dem Konzept von Zwetajewa ist jener Pol der mit physischem Sex beschrieben wird, eher beziehungsstörend, als fördernd. es ist eine von Fantasie getriebene Nähe.
Woher kommt diese Fantasie? Nach Melanie Klein „Conception to three“, aber auch traumatische Erlebnisse später.
Worin besteht diese Fantasie?
In einem neuen Buch (*6), trifft Irvin Yalom Elfriede Jelinek. Er beschreibt prägende Momente, Erlebnisse, so zum Beispiel Kaprun war sehr wichtig: Theweleit! Kaprun für Männlichkeit und Onkel Gerhard für Kriegsveteranen!
Was ist sein Mythos?
Lange Zeit war Hans im Glück und die Talente Geschichte sein Mythos!
Nach seines Vaters Ableben gab es einen Umbruch: vom „langen Marsch durch die Institutionen“, zum Künstlerischen, zum Interesse an anderen Menschen, aus seiner Minderwertigkeit herauszukommen. Also für die erste Phase war die Talente Geschichte sein Mythos. Er steht noch immer dazu, obwohl sie ihm bisweilen materiell gefährlich wurde.
Aber emotional wurde nicht nur die Dichtung wichtiger, sondern auch die Sexualität. Deshalb ist jetzt Peer Gynt so wichtig: der große Berg. Deshalb wurde Dionysos zum zentralen Mythos: Dieses Unberechenbare, Unkontrollierbare, Affekthafte des Sexualtriebes.

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Immer ist es ungewiss, ob die Ur-Beschreibungen knapp vorbei und doch daneben sind, denn nicht alle Interpretationen stimmen so haar scharf. Das Dürnstein Bild mit seiner Mutter und so weiter. aber da wäre es nun die Rolle der Kunst eine Abstraktion oder eine Geschichte herbei zu schaffen, um Spielraum für das Richtige zu gewinnen.

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Schlink erzählte in dem „Vorleser“ (*7) so eine Geschichte: die Schaffnerin. Er liest vor: das Liebesritual, das Lesen, das Duschen, dann Sex.
 

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Alle späteren Frauen verblassten gegenüber diesen Erlebnissen.

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Und hier wird die Rilke, Zwetajewa, Pasternak Geschichte interessant. Denn die haben sich nie gesehen. Also spielte sich der sexuelle Affekt über die Dichtkunst ab!

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Dazu schreibt Yalom an Jelinek, dass das Unglaubliche bei Träumen das originale Fühlen der Situation ist, die man träumt. Wie kann das sein? Die Brust einer Frau angreifen und all das was er dabei spürt, im Traum zu spüren, als wäre es tatsächlich! so als ob alles möglich ist, obwohl man es real gar nicht erlebt! man muss es einmal erlebt haben, dann ist es gespeichert, dann kann das im Traum immer abgerufen werden! So auch in der Dichtkunst!

Rainer Maria Rilke:

Ich hielt mich überoffen, ich vergaß

dass draußen nicht nur Dinge sind und voll

in sich gewohnte Tiere, deren Aug

aus ihres Lebens Rundung anders nicht

hinausreicht als ein eingerahmtes Bild;

dass ich in mich allem immerfort

Blicke hineinriss: Blicke, Meinung, Neugier.

Wer weiß, es bilden Augen sich im Raum

und wohne bei. Ach nur zu dir gestürzt,

ist mein Gesicht nicht ausgestellt, verwächst

in dich und setzt sich dunkel

unendlich fort in dein geschütztes Herz.

II

Wie man ein Tuch vor angehäuften Atem,

nein: wie man es an eine Wunde presst,

aus der das Leben ganz, in einem Zug,

hinauswill, hielt ich dich an mich: ich sah,

du wurdest rot von mir. Wer spricht es aus,

was uns geschah? Wir holten jedes nach,

wozu die Zeit nie war. Ich reifte seltsam

in jedem Antrieb übersprungener Jugend,

und du, Geliebte, hattest irgendeine

wildeste Kindheit über meinem Herzen.

III

Entsinnen ist da nicht genug, es muss

von jenen Augenblicken pures Dasein

auf meinem Grunde sein, ein Niederschlag

der unermesslich überfüllten Lösung.

Denn ich

gedenke

nicht, das, was ich bin

rührt mich um deinetwillen. Ich erfinde

dich nicht an traurig ausgekühlten Stellen,

von wo du wegkamst; selbst, dass du nicht da bist,

ist warm von dir und wirklicher und mehr

als ein Entbehren. Sehnsucht geht zu oft

ins Ungenaue. Warum soll ich mich

auswerfen, während mir vielleicht dein Einfluss

leicht ist, wie Mondschein einem Platz am Fenster.

 

Ist es nicht wie bei Platons Höhlengleichnis?
Wir sehen einander nicht, wir spüren nur unsere Affekte!
2022 ist der Briefwechsel zwischen Max Frisch und Ingeborg Bachmann veröffentlicht worden (*8). Der Vergleich mit den Briefen Rilkes Zwetajewa und Puschkin ist nicht nur sprachlich interessant, vielmehr spüre ich bei ersteren viel mehr Wärme und Emotionalität. Selbst den Teil „wir haben es nicht gut gemacht“, empfinde ich viel positiver und wärmer. Ich würde eher sagen: „wir haben es gut gemacht“, denn sie haben versucht sich zusammenzuraufen und haben alles versucht, was in ihren Möglichkeiten stand. Und das ist viel mehr als die weite Distanz des Realen bei Rilke, Zwetajewa und Pasternak.

 

Fußnoten

(*1)
https://www.wladigeroff.com

(*2)
Rainer Maria Rilke, Werke, Kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Frankfurt, 1996
Rilke, Zwetajewa, Pasternak, Briefwechsel, Marina Zwetajewa, Frankfurt 2018
Marina Zwetajewa, Liebesgedichte, Ilma Rakusa, Frankfurt 2008

(*3)
Geschrieben im CafeNeo in Cape Town, Dezember 2022

(*4)
Willie Bester, Südafrikanischer Bildhauer
https://en.wikipedia.org/wiki/Willie_Bester

(*5)
https://www.wolfwerdigier.com/index.php?option=com_content&view=article&id=281:die-rothko-kapelle-ein-mediationsraum&catid=10&Itemid=101

(*6)
Irvin Yalom lässt in seinen Büchern historische Personen in einen neuen von ihm erfundenen Zusammenhang treten. Diese, die historischen Begebenheiten zum Teil völlig neu erfundenen Darstellungen im Dienste einer Story ist im Grunde abzulehnen, da die Geschichte ohnedies immer schwierig zu rekonstruieren ist. Diese erfundenen Stories sind eigentlich Missbrauch an den betreffenden Personen. Genau dieser Technik bediene ich mich hier, um eine Story zu schreiben, die mir im Zusammenhang mit Rainer Maria Rilke, Marina Zwetajewa, Boris Pasternak wichtig erscheint. Die Namen der handelnden Personen möchte ich aber nicht preisgeben.

(*7)
Bernhard Schlink, der Vorleser, Zürich, 19095

(*8)
Ingeborg Bachmann, Max Frisch, Wir haben es nicht gut gemacht, der Briefwechsel, München und Zürich, 2022

 

 

 


9. November

 

L'Idée dans L'escalier

über den Tellerrand, die mediale Suppe und das endlose Umrühren darin

 L idee dans L escalier

Walter Bamminger hat in seinem Vortrag bei Angela Schwank eine Tour d'Horizon durch die verschiedenen Welt-Erklärungsmodelle präsentiert und obwohl ich selber nicht sehr viel Details davon verstehen konnte war es eine unglaubliche Erleichterung wenn nicht vielleicht sogar Erlösung für mich, endlich einmal in einem Diskurs zu sein der nicht die Checkliste der ungelösten Probleme die wir täglich über die Medien serviert bekommen beinhaltet.

Offensichtlich muss man diesen Suppenteller der Medialen Umrührungen möglichst weit verlassen, sich entfernen, um einen neuen Blick auf genau diese ungelösten Probleme zu bekommen.

Ich möchte dies am Beispiel des Phänomens „Impfgegner“ erläutern:

Als ich die Thematik der Welt Erklärungsmodelle angefangen von Empedokles oder vielleicht noch davor bis heute mit meinem Freund Ulli Gansert besprochen habe und die Frage stellte was diese Modelle mir heute sagen können, meinte Ulli, lesen wir doch Schopenhauer: die Welt als Wille und Vorstellung, denn die Vorstellung steuert das Leben.

Schopenhauers Satz „die Welt ist die Selbsterkenntnis des Willens“, also die Überzeugung, dass nicht wie etwa Kant meinte "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, ein eigener dialektischer Prozess könne uns aus den Irrwegen befreien, sondern dass der vorgefasste Wille jedes einzelnen Menschen seinen Erkenntnisprozess  bestimmt.

In den Achtundsechziger Jahren waren die anderen politischen Meinungen (außerhalb der  Linken) in erster Linie die Klassenfeinde, also die Liberalen Kapitalisten (FDP) die katholisch Konservativen (ÖVP) und natürlich die Nazi (FPÖ) aber alle waren abwegig, reaktionär und gebunden in ihrer Herkunft des konservativ katholischen oder gar faschistischen Denkens. Die Zukunft war sozialistisch. Um das Andere brauchte man sic h nicht zu kümmern.


Heute ist diese Diversifikation der politischen Richtungen selbst eine andere, zum Beispiel die Grünen sind hinzugekommen, die SPÖ ist in einem großen Teil ebenfalls faschistoid geworden, die Liberalen als neue Heimat der Ex Achtundsechziger und so weiter, aber auch die Sichtweise auf diese Gruppierungen selbst ist eine andere geworden: es gibt immer neue Stichworte (Reizworte der medialen Suppe): Fake News, Verschwörungstheorien, Impfgegner.


Der Begriff Impfgegner ist deshalb so interessant, weil er sich von vielen anderen „Belastungen früherer Prägungen wie Katholizismus oder Faschismus am ehesten unabhängig machen lässt, also empirisch isolieren lässt, aber dennoch eine Verweigerung  objektivierbaren Denkens der Wissenschaft darstellt, also eine Erklärung der Attraktivitaet von Verschwörungstheorien erleichtern könnte.


Gemäß Sigmund Freud, der sich auch auf Schopenhauer bezieht, ist der unbewusste Wille den Schopenhauer als bestimmend definiert den seelischen Trieben der Psychoanalyse gleich zu setzen.

Im Unterschied zu Schopenhauer meint aber Sigmund Freud, dass die Psychoanalyse das voraus hat, dass sie die beiden dem Narzissmus so peinlichen Sätze von der psychischen Bedeutung der Sexualität und von der Unbewusstheit des Seelenlebens nicht abstrakt behauptet, sondern an einem Material erweist, welches jeden einzelnen persönlich angeht und seine Stellungnahme zu diesen Problemen erzwingt.

Das bedeutet das ich jetzt bei dieser neuen Untersuchung zu den Impfgegnern dieses Phänomen bei jedem einzelnen Bekannten, Freund oder Verwandten individuell durcharbeiten müsste. Das wäre  die Aufgabe meiner nächsten künstlerischen Arbeit.

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24. Dezember

 

Dr. Josef Shaked

ein Nachruf

von Wolf WErdigier

 

Prof. Josef Shaked ist im November 2021 verstorben. Er war ein großer Psychoanalytiker und auch wichtiger Gesprächspartner für mein Israel-Palästina Projekt.

Um ihn zu würdigen ist das kurze Video auf Youtube Entstanden: www.youtube.com/watch?v=y1tXmFlQZX8

 


24. Juni

 

SIGmund Freud:

Die Kulturelle

Sexualmoral und

die Moderne Nervosität

 

Dieser Aufsatz traf mich in meinem Innersten. Als ich ihn las, dachte ich, jetzt muss ich meine persönlichen Erinnerungen neu schreiben, mein Leben neu zu verstehen versuchen.

Meine Mutter erzog mich nach streng religiöser Sexualmoral, was noch dadurch verschärft wurde, dass mein Vater vor allem in der Zeit meiner frühen Kindheit, viel verreist und nicht anwesend war. Er wäre mir ein völlig anderes Vorbild gewesen, aber so war ich in einer Art Geiselhaft.

Ich dachte, dass das sexuelle Begehren ununterbrochen dieses Unglück der Entbehrung mit sich bringen muss. Es wäre mir aber nie eingefallen, dass ein bisschen mehr Kenntnis und Erfahrung mit Beziehungen mir vieles dieser Pein der Phantasien über unbekannte Kontinente ersparen hätte können.

Damit nicht genug, schreibt Sigmund Freud: „Im allgemeinen habe ich nicht den Eindruck gewonnen, dass die sexuelle Abstinenz energische, selbständige Männer der Tat oder originelle Denker, kühne Befreier und Reformer heranbilden helfe, weit häufiger brave Schwächlinge, welche später in die große Masse eintauchen, die den von starken Individuen gegebenen Impulsen widerstrebend zu folgen pflegt.“

Dies machte mich besonders wütend, denn hier wird deutlich, wie die Religion die sexuelle Erziehung zur Aufrechterhaltung ihrer Machtstrukturen verwendet. Es bedarf der Analysen eines Sigmund Freud, dies überhaupt erst zu begreifen. Für mich, der sich gerne als 68er bezeichnet, der mit voller Kraft für die Utopien der „Neuen Linken“ kämpfte, ist diese Sicht niederschmetternd. Dies musste ich erst verkraften. Ich malte einige Bilder dazu.

 

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Wehe aber der Eros wird dazu verwendet einen Alltag zu meistern, Beruf, Freunde und Familie zu stemmen, dann ist das wilde Pferd des Eros gefesselt, geknebelt und hingerichtet.

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In Massenets Oper "Thais" versucht Athanael, ein sehr frommer Mönch, Thais, eine schöne Kurtisane, zu bewegen, ihr lustvolles Leben loszulassen und in ein Kloster zu gehen. Ich identifiziere mich sehr mit dieser Geschichte, weil es die Geschichte eines lebenslangen Irrtums ist. In Wirklichkeit hat sich Athanael in Thais verliebt und versucht, zu ihr zu finden: Er versucht, sie davon zu überzeugen, ins Kloster zu gehen. Aber er bemerkt nicht, dass diese Aktion ihn, Thais nicht näher an sie bringt, sondern im Gegenteil, er sperrt sie für immer von sich weg. Sobald sie im Kloster ist, kann er nie wieder zu ihr gehen.

 

 

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23. Juni

 

Meine kleinen Entdeckungen

 

 

Die Langsamkeit

 

 

 

Reframing

 

 

 


16. Juni

Dieser Eintrag ist ein Kommentar zur Ausstellung des Künstlers Bernhard Seidel
in der Produzentengalerie  
"UmweltTraum und Wirklichkeit"

 

Selbstermächtigung

statt Konsum

 

Selbstermächtigung statt Konsum Wolf Werdigier 2020 i

A. Einleitung

Die Zerstörung unserer Umwelt und die Notwendigkeit einer Kursänderung stellt heute kaum mehr jemand in Frage und trotzdem ist völlig ungeklärt, wie diese zustande kommen könnte, wenn alle Beteiligten am Bisherigen festhalten.

In der gegenwärtige Corona Krise und vor allem durch die Situation des „shut down“ habe wir Erfahrungen neuer Lebensformen gesammelt, die viel eher zu Kursänderungen führen könnten, wenn wir sie nur ernst nehmen und nicht ohne Veränderungen zur Normalität zurückkehren.

Es gibt eine Reihe von Beispielen,die Bausteine einer neuen Utopie sein könnten, wie etwa:

Beispiel 1

Am klarsten stellt sich die neue Erfahrung des Ersatzes von Reisen durch Zoom Konferenzen dar. Es zeigte sich quer durch alle Branchen, dass sowohl Auto Reisen als auch Flugreisen zu einem beträchtlichen Teil durch Internet Konferenzen ersetzt werden können.

Beispiel 2

Durch die Arbeit vom „home office“ und zum Teil auch Kinderbetreuung zu Hause, zeigten sich wesentlich höhere Anforderungen an die Wohnung. Wesentlich höhere Flexibilität der Grundrisse, leichte Grundrissveränderungen, starke Integration der Natur im Wohnen, sind Anforderungen, die völlig neue Wohnformen denken lassen sollten.

Beispiel 3

In der Wirtschaft insgesamt könnten die nun in großem Umfang ausgeschütteten Investition- und Förderungsmittel zwischen sinnvollen Jobs und „bullshit jobs“ (David Gräber) stärker unterscheiden.

Selbstermächtigung statt Konsum Wolf Werdigier 2020 iii

Beispiel 4

Durch die Einstellungsänderungen von Schüler, Eltern und Lehrer während der Schul-Schließungen könnten völlig neue Lehrpläne angedacht werden: Der Umgang mit Ungewissheit, der Einbau von Freiräumen, die Berücksichtigung der unmittelbaren Betroffenheit der Schüler.

 

B. Das Anliegen

Nicht ein Beispiel, sondern ein Anliegen, welches die Kunst und Künstler direkt betrifft:

Der tendenzielle Ersatz der Konsumgesellschaft durch eine Erweiterung (oder Rückgewinnung) einer Kultur der Selbstermächtigung.

In der Krise des Corona „shut downs“ erlebten wir unsere Abhängigkeit vom Konsum und unsere Abhängigkeit von einer „Art Selbstverwirklichung“ durch Konsum. Wir verschaffen uns Glück durch schnellen Konsum. Durch die „shut down“ Verordnungen war der Konsum für kurze Zeit gänzlich unterbrochen.

Selbstermächtigung statt Konsum Wolf Werdigier 2020

Da wir uns mit den konsumierten Waren identifizieren, ist der Konsum eine „Art Selbstverwirklichung“, oder zumindest ein Ersatz für diese.

Zum ersten Mal wird uns vor Augen geführt, wie es ist, diese Lust des Konsums nicht sofort genießen zu können. Zum ersten Mal sind wir stärker auf uns selbst zurückgeworfen.

Rational wissen wir schon seit langem, dass wir mit den globalen Produktionsketten mit immer steigenden Produktionsmengen einer ökologischen Katastrophe zusteuern. Jetzt erst erfahren wir aber individuell an uns selbst unsere Abhängigkeit von der Konsumgesellschaft. Deshalb werden gerade jetzt im Moment des „shut downs“ Utopien denkbar.

Eine dieser Utopien besteht in der Entwicklung einer „Kultur der Selbstermächtigung“.

In den verschiedensten Bereichen können neue Wege entwickelt werden, wie ungelernte, d.h. Laien quasi-künstlerische Arbeiten beginnen können, wobei sowohl ein Netzwerk an Modellen, d.h. Vorbildern (Künstlern), als auch Tutoren (in der Praxis des Trial and Error Lehrende), als auch Maschinen eine neue Rolle spielen könnten.

Selbstermächtigung statt Konsum Wolf Werdigier 2020 iiBeispiele:

Im Bereich der Mode könnte es eine Kombination aus Prêt-à-porter-Mode und selbstgenähten Kleidungsstücken sein.
Im Bereich der bildenden Kunst könnte es eine Kombination aus Handy-Photographie und modernen Drucktechniken sein.
Im Bereich der Musik könnten mit neuen Synthesizern Texte in Rhythmen und Rhythmen in Musik verwandelt werden.
Im Bereich der Kochkunst könnten auch komplizierte Rezepte mit Hilfe neuer Geräte realisiert werden.

All dies sind sehr spezielle Beispiele. Gemeinsam aber ist diesen die Notwendigkeit, neue Ideen, neue Designs, neue Rezepte zu entwickeln, die leicht, auch für Laien realisierbar sind. Dazu braucht es eine neue Art von Künstlern, die diese neuen Moden entwerfen und auch die notwendigen Geräte dafür definieren oder wenn notwendig, auch neu entwickeln.


1. April

Read in English

Dieser Eintrag ist Teil des Projekts "Die Produzentengalerie im Home Office"

 

aus der krise lernen?

ich glaub es selbst nicht

 

 

Ich war aber bereits in Kapstadt durch die Nachrichten und Telefonate informiert und es war dort eine völlig abstrakte Situation für mich. Mitten im Sonnenschein bin ich plötzlich mit der hohen Wahrscheinlichkeit, dass mein Leben nun zu Ende ist, konfrontiert. Ich zähle zu den höchst gefährdeten Personen, da ich eine angeschlagene Lunge habe.

Als ich mit der letzten Linienmaschine von Kapstadt in Wien landete, war hier bereits "der Teufel los."
Vielleicht war es die abstrakte, fast unwirkliche Lage, dass ich das als gegeben hinnahm. Ich war in der gesamten Zeit bis jetzt nie so nah dem Gefühl des Lebensendes gewesen, wie damals. So ist auch zu erklären, warum ich vielleicht drastischer reagiert habe als andere.

 Die Ausgewogenheit der Gewohnheit: Bunuel: El àngel exterminado, 2020

Die Ausgewogenheit der Gewohnheit: Bunuel: El àngel exterminado, 2019

Teiresias I, 2019

Teiresias I,2019

 

Abgesehen von absoluter Quarantäne, begann auf einmal alles, was ich als Ballast empfinde, wie von selbst von mir abzufallen. Projekte, die ich zuvor unbedingt machen wollte, erschienen nun völlig sinnlos. Projekte, bei denen ich schon längst nicht mehr so recht wollte, ich aber immer weiter machte, wegen Erfolg, Reputation, oder sozialer Anerkennung, konnte ich einfach streichen. Wenn der „Spaß zu Ende ist“, dann hat plötzlich alles einen anderen Wert. Ich bin selbst verblüfft.

Aber der Reihe nach: 
"Die Angst ist zu benennen. Ist sie einmal benannt und beschrieben, dann ist sie auch bewältigbar.

Die Angst zu benennen, zu beschreiben und in Bilder zu fassen ist die vornehmste Rolle der Kunst jetzt.
Dies inkludiert auch die Beschreibung all dessen, was uns jetzt im „Corona-Belagerungszustand“ durch den Kopf geht.
Alle Reflexionen weil jetzt mehr Ruhe ist nachzudenken: Was ist wichtig?

Viele Agenden kommen jetzt zum Stillstand. Spüre ich eine Erleichterung, wenn ich daran denke?
Dann sollte ich sie beenden. Dies käme mir nie in den Sinn, aber die Erleichterung spüre ich jetzt."

 

15. März

Ein Freund in Kapstadt fragte:
"Do fundamental ideas come up?"
"No. It is only about organizing what is left in which way. If I am not here anymore. My paintings, heritage, etc."

Liebste: wir sind alle austauschbar, die Melancholie und die Trauer muss man durchstehen.
Das was bleibt sind die wunderbaren Erinnerungen. Und die sind da, in Übermenge!
Niemand kann sie uns wegnehmen, wir können sie aber auch nicht wieder geschehen lassen. Damit müssen wir uns abfinden.
Es gibt viel wunderbare Menschen und wenn ich nicht mehr bin, dann suchst du andere. Du brauchst nur Geduld und musst umherstreifen. Wenn du überlebst, hast du Zeit und Muße dazu!

Ich bin aber auch auf den Ballast draufgekommen, der abzuwerfen ist.
Ich hätte schon längst meine Zeit für meine Arbeit verwenden sollen, nicht für die Organisation.
Jetzt fällt mir der Zettel mit meiner Notiz, Dankesbriefe zu schreiben in die Hände.
Ja, wenn das Leben zu Ende geht, ist das der richtige Augenblick!

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Wichtig wäre es sich zu überlegen, was bleibt? Gemäß meiner Interpretation von Tolstoj´s Wirken, dass die poetische Fassung unakzeptabler Zustände ein Wert an sich ist, bleibt am ehesten mein "denk-mal" Projekt. Also müsste ich in dieser Richtung weiterarbeiten, wenn es noch dazu kommt.

 

Die Pioniere, Eros und Thanatos, 2019

Die Pioniere, 2019

 

18. März

Dann bin ich mit der letzten Maschine nach Wien geflogen.
Und war hier schockiert zu sehen, dass alle Straßen leer waren. Nach vehementem Einreden Reginas, befolgte ich die Regeln so gut ich konnte, teilweise sogar paranoisches Händewaschen und dennoch immer fahrlässig, weil nicht wissend, wie lange sich Viren an der Oberfläche halten können.

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Dann das große Problem der nicht fassbaren Exponentialverbreitung. Es fiel mir die Geschichte von Sissa ibn Dahir ein. Die Verdoppelung der Getreidekörner mit jedem Schachbrettfeld. Und die durchschnittliche Ansteckungsgefahr ist nicht 2 sondern 3,4! Also Hut ab vor den Regierungen, die das rechtzeitig einbezogen.

+
Interessant ist die Adaptierbarkeit des Bewusstseins. Aus Südafrika kommend, war ich recht leger, obwohl ich als einziger eine Maske im Flugzeug anhatte. Bei der Ankunft und am Parkplatzautomaten waren Menschen näher als ein Meter beisammen. Regina flippte aus. Wie konnte ich, der nun 12 Stunden auf Tuchfühlung mit den Mitreisenden im Flugzeug gesessen ist und südafrikanische Verhältnisse gewohnt ist, auf einmal anders reagieren? Und doch, binnen kürzester Zeit, verhielt ich mich völlig anders. Das ist doch Mitläufertum, zwar hier positiv zu sehen, aber dennoch zeigt es wie sehr das Denken von den umgebenden Menschen bestimmt ist.

 

21. März

Ein erstaunlicher und doch auch trauriger Aspekt in der jetzigen Situation ist die Abwesenheit des Eros. Der wunderbare Filmtitel "Angst essen Seele auf" scheint eine gute Erklärung dafür zu sein. Aber es ist noch mehr. Ich habe jetzt das Gefühl, dass Eros sehr viel mit Übermut zu tun hat.

In einer Zeit von Angst und völliger Achtsamkeit ist Übermut verboten. Vor allem bei einer nicht direkt nachvollziehbaren Achtsamkeit.

o.T., 2020

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o.T., 2020

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Interessanterweise kommen jetzt die Erinnerungen meiner frühen Jahre ins Gedächtnis, jener Jahre, in denen ich wegen der ungelebten Erotik so unglücklich war. Immerhin gab es damals völlig abstruse Liebesgeschichten, die ohne körperlichen Kontakt auskamen. Ich erinnere mich an eine extreme Geschichte, als ich mit einem Mädchen nur kurz an der Bar gesessen bin, gerade ein Gespräch begonnen hatte, was schon eine riesen Sache war und mich dann verabschiedete, weil ich nicht länger bleiben konnte. Wir tauschten noch schnell die Adressen aus, jedoch war sie aus einem anderen Ort. Dann nachher, schrieben wir uns Briefe. Diese Briefe wurden immer näher, immer intimer und ich erinnere mich, dass ich die wildesten Fantasien nicht nur selbst hatte, sondern auch wir uns diese schrieben. Es war den Briefen entsprechend, eine irrsinnige ekstatische Sexualität zwischen uns. Aber eben nur in den Briefen.

 

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o.T., 2020

 

Ich erinnere mich an den Anfang der jetzigen Krise, als es begann ernst zu werden und die tödliche Gefahr des Virus und die Tatsache, dass ich zur Hochrisikogruppe zähle, weil ich oft Lungenentzündung hatte und sehr anfällig bin, ich versuchte, mit dem Leben abzuschließen. Ich wollte nicht überrascht werden. Ich wollte es selbst in der Hand haben und wenn es schon unklar ist, dann will ich mein Bewusstsein eben selber auf das Ende einstellen. Es war wie eine Trotzreaktion.

Dabei ist dies, wie wir aus den Konzentrationslagern der Nazi wissen, gerade verkehrt. Von denen, die noch gerettet werden konnten, waren nur jene dabei, die Hoffnung hatten. Also muss ich mich dafür schämen.

Dass schöne Glücksmomente im Leben nicht einfach verstreichen ist für mich neu. Ich dachte immer, dass ich so konsumistisch mit unserem Glücke umgehe.

Ich kann es nicht halten und es flutscht halt davon.

Aber das stimmt nicht. Es sind diese Glücksmomente, die, die bleiben. Nicht irgendwelche Werke, oder Kunst, oder Leistungen, es sind diese Glücksmomente, die für mich Bestand haben.

Die schönsten Glücksmomente sind mit Sex und Erotik verbunden, oft in Verbindung mit Musik.

+
Welche Musik?

Beethovens Waldstein Sonate

Lynn Anderson – Ibeg xour pardon, I never promised you a rose garden

Paolo Conte – Sparring Partner

Aretha Franklin – (You Make Me Feel Like) A Natural Woman

Schuberts Impromptus

+
Beginnt man nicht die Menschen wieder intensiv zu lieben?

 

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Es erinnert mich an das Bild eines Townships mit den tausenden Glitzerpunkten, lauter wunderbare Menschen, aus der Ferne betrachtet, obwohl in der Nähe so viel Elend und Kriminalität ist. Ich las gestern Abend noch bis spät in die Nacht wieder Claude Levi-Strauss, Traurige Tropen:
"Wenn die Menschen seit je her nur eine einzige Aufgabe in Angriff genommen haben, nämlich eine Gesellschaft zu schaffen, in der es sich leben lässt, dann sind die Kräfte, die unsere fernen Vorfahren angespornt haben, auch in uns gegenwärtig. Nichts ist verspielt; wir können alles von vorn anfangen."

Und dann am nächsten Morgen erhielt ich dieses Video aus Italien! Ungeheuerlich!
Coro virtuale "Va pensierio"
("Nabucco" di G. Verdi) – International Opera Choir
 

 

 

Ich war, so glaube ich, noch nie so erschüttert von einem Musikstück wie heute von dem Nabucco Chor in dem Video aus Italien. Ich hörte es immer wieder an und immer wieder musste ich weinen. Jetzt am Abend suchte ich mir eine CD-Aufnahme heraus und hörte mir das nochmals an, eine Aufnahme von Toscanini. Ich konnte es nicht einmal zu Ende hören. Es tut so weh. Der Gefangenenchor der Juden in Babylonischer Gefangenschaft ruft um Hilfe. Es ist als ob ein singendes Volk in den Tod geht, wie die Italiener im Video.

Arnold Schönberg komponierte das Musikstück "Ein Überlebender aus Warschau." In diesem Stücke lässt ein SS Mann die Juden sich abzählen, damit er weiß wie viele er zur Gaskammer abliefert. Sie beginnen zu zählen, erst langsam, dann immer schneller, bis das Zählen in den Gesang des "Schmahl Israel" übergeht.

Vielleicht fühle ich mich den Italienern nahe, weil sie den Juden im Temperament etwas ähnlich sind und ich muss an die Geschichte des jüdischen Bürgermeisters von Venedig denken, dem die Armenier in ihrem exterritorialen Palazzo Zenobio, Schutz und Zuflucht vor den Faschisten ermöglichten, in jenem Palazzo, in dem ich jahrelang die Sommerakademie veranstaltete, ohne dass ich dies wusste. Lieber Leser verzeih, wenn ich jetzt Kraut und Rüben durcheinander bringe, denn die jetzige Pandemie hat nichts mit Faschismus zu tun. Aber mein Unbewusstes tut halt anders. Und so gesehen ist all das gesagte nur eine individuelle Momentaufnahme. Wie Heinz Conrads sagte: „Verzeih, wenn ich zu lange dich gestört,..."

 

 There is no Planet B, 2019

There is no Planet B, 2019

 

 

 

 


1. APRIL

CAN WE LEARN FROM THE CRISIS?

some notes on my first days of the corona crisis

 

This blog entry is part of the project "Die Produzentengalerie Wien im Home Office"

 

I was already informed by the news and phone calls in Cape Town at the beginning of March  and it was a completely abstract situation for me there. In the middle of sunshine, I am suddenly faced with the high probability that my life is over now. I am one of the most at risk because I have a damaged lung.

When I landed in Vienna with the last flight from Cape Town, restrictions were already in force.

Maybe it was the abstract, almost unreal situation that I took all that for granted. I had never been so close to the feeling of the end of life ever. This also explains why I may have reacted more drastically than others.

 Die Ausgewogenheit der Gewohnheit: Bunuel: El àngel exterminado, 2020

Die Ausgewogenheit der Gewohnheit: Bunuel: El àngel exterminado, 2019

Teiresias I, 2019

Teiresias I,2019


Apart from absolute quarantine, everything that I felt as ballast suddenly started to fall off on its own. Projects that I really wanted to do before now seemed completely pointless. I was able to cancel projects that I had long since wanting to stop, but which I continued to do because of success, reputation, or social recognition. When the "fun is over" everything suddenly has a different value. I can not believe myself.

+
The privileged role of an artist:

"The fear has to be named. Once it has been named and described, it is manageable.

Naming, describing and capturing fear is the most important role of art now.

This also includes the description of everything that is now going through our heads in the "corona siege state."

 

A short overview:

March, 15

A friend in Cape Town asked:
"Do fundamental ideas come up?"
"No. It is only about organizing what is left in which way. If I am not here anymore. My paintings, heritage, who will get what,…. "

My Dearest: we are all exchangeable, melancholy and grief have to be endured.
What remains are the wonderful memories. And there are those, in abundance!
Nobody can take it away from us, but neither can we let it happen again.
There are many wonderful people and when I am no longer alive, then you are looking for others. You just need patience and have to wander around. If you survive, you have time and leisure!

+
I got aware of the ballast that has to be thrown off.

I should have used my time already long ago for my work, not for organization.

+
Now the piece of paper with my note of writing “thank you letters” falls into my hands.
Yes, when life comes to an end, this is the right moment!

+
It would be important to think about what remains? According to my interpretation of Tolstoy’s work that the poetic description of misery and injustice to specific people is a value in itself, my "denk-mal" project is the most likely to remain. So, I would have to keep working in that direction if I stay alive.

 

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Die Pioniere, 2019

 

March 18

Then I flew to Vienna with the last plane.

And was shocked to see that all the streets were empty. After Regina's vehement persuasion, I followed the rules as best I could, sometimes even paranoid hand washing and yet always negligent, because I didn't know how long viruses could stay on the surface.

+
Then the big problem of inconceivable exponential spreading. I remembered the story of Sissa ibn Dahir. Doubling the grain with every chessboard square. And the average risk of infection is not 2 as in Dahirs example, but 3,4! So, respect for governments that where aware of this in time.

+
The adaptability of consciousness is interesting. Coming from South Africa, I was pretty casual, even though I was the only one wearing a mask on the airplane. On arrival and at the parking machine, people were closer to each other than a meter. Regina freaked out. How could I, who has now been in close contact with the passengers on the plane for 12 hours and is used to South African conditions, suddenly react differently? And yet, within a very short time, I behaved completely different. This is adaptation, to be seen positively here, but nevertheless it shows how much thinking is determined by surrounding people.

 

March 21

A surprising and sad aspect in the current situation is the absence of Eros. The wonderful film "Fear Eats the Soul" by Fassbinder seems to be a good explanation for this. But there is more. I now have the feeling that Eros has a lot to do with exuberance. In a time of fear and total mindfulness, exuberance is prohibited. Especially with mindfulness that is not directly understandable.

o.T., 2020

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o.T., 2020 

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Interestingly, the memories of my early years now come to my mind, those years when I was so unhappy because of the unlived sexuality. There were completely absurd love stories at that time. No physical contact was required. I remember an extreme story, when I was just sitting at the bar with a girl, had just started a conversation, which was already a big deal and then had to say goodbye because I couldn't stay any longer. We quickly exchanged addresses, but she was from a far away city. Then afterwards, we wrote letters. These letters were getting closer, more intimate and I remember that not only did I have the wildest fantasies myself, but we also wrote them to each other. According to our letters, an insane ecstatic sexuality was between us. But only in the letters.

 

o.T. , 2020

o.T., 2020

+
I remember the beginning of the present crisis when it started to get serious and I got aware of the deadly danger of the virus for myself and the fact that I belong to the high-risk group. I tried to organize for the end of my life. I didn't want to be surprised. I wanted to have it in my own hands and if it is already unclear, I want to be prepared to the end myself. It was like a defiant reaction.

This, as we know from the Nazi concentration camps, is completely wrong. Of those who could still be saved, only those who had hope survived . I was very much ashame.

+
It is new to me that beautiful moments of happiness in life do not simply pass. I always thought that I was so consumeristic about our happiness.

I can't hold it and it just slips away.

But that's not true. It is these moments of happiness that remain. Not any works, or art, or achievements, it is these moments of happiness that last for me.

The best moments of happiness are associated with sex and erotic moments, often in connection with music.

+
Which music?

Beethovens Waldstein Sonate

Lynn Anderson – Ibeg xour pardon, I never promised you a rose garden 

Paolo Conte – Sparring Partner

Aretha Franklin – (You Make Me Feel Like) A Natural Woman

Schuberts Impromptus

+
Don't you start to love people intensely again?

 

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It reminds me of the image of a township with thousands of glitter points, all wonderful people, viewed from a distance, although there is so much misery and crime nearby. I read Claude Levi-Strauss, Tristes tropiques again until late last night:

"If people have always tackled only one task, namely to create a society in which one can live, then the forces that have inspired our distant ancestors are also present in us. Nothing is lost; we can start everything from scratch."

 

And then the next morning I got this video from Italy!Outrageous!
Coro virtuale "Va pensierio"
("Nabucco" di G. Verdi) – International Opera Choir
 

 

 

 

I think I have never been so moved by a piece of music as I am today by the Nabucco choir in the video from Italy. I kept listening to it and I kept crying. Now in the evening I looked for a CD recording and listened to it again, a recording by Toscanini. I couldn't even finish it. It hurts so bad. The prisoner choir of the Jews in Babylonian captivity calls for help. It's like singing people are going to die, like the Italians in the video.

Arnold Schönberg composed the piece of music “A Survivor from Warsaw.” In this piece, an SS soldier lets the Jews count themselves so that he knows how many he delivers to the gas chamber. They begin to count, slowly at first, then faster and faster, until the counting  changes into the song of "Schmah Israel."

Perhaps I feel close to the Italians because they are somewhat similar in temperament to the Jews and I have to think of the story of the Jewish Mayor of Venice, whom the Armenians gave protection and refuge in their extraterritorial Palazzo Zenobio to save him from the Fascists; in the same palazzo where I hosted the Summer Academy for more than 15 years without knowing this.

Dear reader, please excuse, these feelings are not correct, because the current pandemic has nothing to do with fascism. But my unconscious works differently. Therefore, all that  said, is just an individual snapshot. Heinz Conrads has been singing: "Forgive me if I bothered you for too long ..."

 

 There is no Planet B, 2019

There is no Planet B, 2019

 


17. September

Podiumsdiskussion

mit

Dr. Karoline Feyertag

und

Csaba Fazakas

 

Produzentengalerie Wien Wolf WERdigier Csaba Fazakas Dr. Karoline FeyertagWie jeden Monat führten wir auch am Dienstag, 17. September eine Podiumsdiskussion. Diesmal zur laufenden Ausstellung von Csaba Fazakas „HOMO DEUS“. Diese Diskussion war eine großartige Hinführung zu den ausgestellten Kunstwerken.

Wir hatten Dr. Karoline Feyertag gemeinsam mit Csaba Fazakas aufs Podium gebeten. Gleich zu Beginn gab es die verschiedenen Interpretationen des Konzeptes „HOMO DEUS“, die weit in die Geschichte hineinreichten, aber mit Harari’s Buch in die Gegenwart führten: während Elon Musk an Hirnimplantaten arbeitet, mit denen es möglich sein soll das Gehirn mir Computern zu vernetzten , weil er meint, dass sich der Mensch langfristig zum Cyborg aufrüsten müsste, wenn er nicht inmitten der künstlichen Umgebung überflüssig werden soll“ ist für Yuval Harari die Technik weniger der Ausweg, sondern die Ursache dafür, dass der Mensch zur Diskussion steht. … Im Zeitalter der Automatisierung verliert der Mensch zunehmend die Kontrolle. Wir delegieren Entscheidungen an Algorithmen, ob bei der Navigation, auf den Terminbörsen oder beim Drohnenkrieg.“ (Adrian Lobe)

Für Csaba ist aber die Kernfrage: was fällt bei dieser Entwicklung von all dem angehäuften Wissen der Menschen wieder weg und was bleibt?

Karoline Feyertag brachte das Gespräch näher an die Kunstwerke heran. Sie sieht in ihnen gleichsam Ausgrabungen in ferner Zukunft über die Menschheit heute. Der Begriff „Ausgrabungen“, das „in die Tiefe gehen“ wurde in der Diskussion plötzlich Anstoß für viele weitere Überlegungen zur menschlichen Fähigkeit in die Tiefe zu gehen. (Nomi Fischer) Jeder Mensch trägt in seiner Tiefe seine Vergangenheit, seine Gefühle, seine menschlichen Eigenheiten. Während die Bilderflut und alle Internet-Messages an unsere Oberfläche hinwegrauschen und wir den Eindruck dieser Verwirrtheit und Oberflächlichkeit von uns bekommen, besitzen wir immer noch diese Fähigkeit zur Tiefe. Und genau dies führt uns Csaba Fazakas in seinen Bildern vor. Csaba kommt von der Lithographie und hat in seinen neuen Arbeiten den Vorgang des Ätzens, des in die Tiefe Gehens ins Vielfache vergrößert.

Auf die Frage, ob es in der Geschichte der Philosophie überhaupt einen solchen Bezug auf die „Tiefe des Menschen“, auf die Gefühle und das Körperliche, auf die Knochen, die etwa die Traumata früherer Generationen in sich tragen, ob es das in der Philosophie gegeben hat, wo doch Philosophie für uns nur die Geschichte geistigen Denkens ist. Und dies führte die Diskussion zur Philosophie des Tuns und praktischen Handelns. Indem ich tue, spüre ich mich, spüre ich meinen Körper.

eroeffnung csaba 2251 webWorauf Csaba Fazakas auch auf seine Objekte hinwies, als Dokumente des Tuns. Auf die Objekte nahm Karoline Feyertag Bezug durch die Beobachtung der Materialien. Das Verkohlte, das Brot, der Waschtrog, die Eier, auch das Gold, sind die Urmaterialien des Menschen.

Dies erinnert an die Kunst der „Arte Povera“-Bewegung, die das Einfache aus den alltäglichen Verrichtungen des Menschen in ihre Kunst aufnahm. Interessanterweise entspricht das genau dem zuvor angesprochenen Tun und praktischen Handeln.

Diese Einbindung der ausgestellten Kunst in den kunsthistorischen Kontext finde ich sehr wertvoll. Stellt es doch unsere Arbeit in einen größeren historischen Zusammenhang menschlichen künstlerischen Ausdruckes. Es sind keine Objekte des Zufalls, sie sind nicht irgendwie, sie stehen in einem größeren Zusammenhang.
Wolf Werdigier


9. MAI

 

GEspräche über KUNST

und

des Kaiser's neue Kleider

 

Manchmal gibt es Situationen, da fällt es einem wie Schuppen von den Augen.

Im folgenden zu beschreibendem Fall, ist es mir nicht einmal klar, was der Auslöser war. 

Entstanden ist der Gedanke während des Gespräches mit zwei Kollegen, Michael Pilz und Walter Stach, aber der Humus auf dem dies gedieh geht wahrscheinlich weiter zurück, zumindest auf die Diskussion mit Wolfgang Ullrich.

Nun zu den Schuppen:

Als Künstler versuche ich möglichst ehrlich aus meinen eigenen Gefühlen zu schöpfen, diese künstlerisch auszudrücken, in Bildern zu verarbeiten und schließlich einem Publikum zu zeigen. Mir ist es ein Anliegen Menschen aus dem Publikum zu berühren, zu bewegen, vielleicht auch in ein Gespräch mit mir zu kommen.

So weit so trivial.

Wer ist dieses Publikum? Zum Teil sind es andere Künstler, die ebenso empfinden und mit denen es interessant ist in Austausch zu treten.

Was aber mit den nicht-Künstlern? Und diese sind doch noch immer in der überwiegenden Mehrzahl der Gesellschaft.

Dieses Publikum lernt, was Kunst ist, in erster Linie in den Museen moderner Kunst und in den Medien, die über diese berichten. Da sieht es einen Mark Rothko, einen Picasso, oder einen Donald Judd. 

Es sieht diese Künstler genauso, wie es das Logo von Mac Donalds, Apple, oder Nike sieht. Es werden wegen der Autorität dieser Künstler deren künstlerische Sprache auswendig gelernt, wiedererkannt und diskutiert. Dies ist Kunsterziehung vom Feinsten, denn es handelt sich um unbestreitbare Größen der Kunstgeschichte. Manchmal geht dieses Publikum auch in bekannte Galerien, oder größere Kunstmessen und dann wird auch Baselitz, Richter oder Jeff Koons gelernt.

All das ist ehrenhaft, hat aber mit dem zu Beginn formulierten Anspruch, dass Kunst mit den Gefühlen des Künstlers zu tun haben soll und dies möglichst ehrlich, nichts im Geringsten zu tun. Niemand hat nur die blasseste Ahnung, was Mark Rothko angetrieben hat, seine Bilder so zu malen, wie er es tat. Dabei wäre dies noch relativ einfach zu erforschen. Bei Picasso ist dies wegen der Vielfalt schon absolut unmöglich.

In anderen Worten, wir haben es in der Kunstwelt mit des Kaisers neuen Kleidern zu tun, die sich aus sich selbst heraus definieren, weil deren Künstler so berühmt geworden sind, dass man deren Sprache auswendig lernt. Eine ganze Gesellschaft lernt einen Kauderwelsch von Kunstsprache, der nichts mit den Gefühlen der Künstler und schon gar nichts mit den Gefühlen der Betrachter zu tun hat.

Jetzt finde ich mich plötzlich als Künstler wieder, in einem System zweier völlig verschiedener Verständnis - Welten. Und ich muss erkennen, dass meine Welt kein Publikum hat. Und die Welt des Publikums nicht meine ist. Jetzt erst verstehe ich, dass, fast jeder in der  gebildeten Mittelschicht sehr viel auf sein Interesse an Kunst hält, aber im Gespräch mit mir es immer nur um die Farben Rothkos, oder die Busen bei Jeff Koons geht, nie aber womit ich ringe, was ich ausdrücken möchte, ob das ehrlich ist, was ich meine, etc. 

Wenn man also das Lesen von Kunst identisch mit dem Lesen von Logos von Mac Donalds oder Nike sieht, und mit fortgeschrittenem Bildungsgrad eben auch mit dem Duktus von Picasso, dann spielt sich die Kunstrezeption auf rein dekorativem Niveau ab. Und ich wage zu behaupten, dass dies in der überwiegenden Zahl des Publikums der Fall ist. Es geht gar nicht um Rezeption, es geht um Befriedigung durch Wiedererkennung. Wenn also meine Malerei expressionistische Züge hat, dann ist sie gegebenenfalls wegen dieser Wiedererkennung interessant. Alles andere ist uninteressant. Künstler, wie Roy Lichtenstein oder Andy Warhol haben das erkannt und bestens eingesetzt.

Ich bin also Künstler in einer Welt ohne Publikum. Das Berühren, von dem ich lebe, gibt es eigentlich gar nicht. Ist eine Chimäre.

Wolf WErdigier

Was tun?

Mein Publikum suchen.

Wenn es das aber nicht gibt?

Dann zuerst einmal erklären, was ich gefühlt habe, warum ich dieses Bild gemalt habe. Vielleicht dabei erst mir selbst darüber klar werden, was in mir vorgegangen ist, sodass ich dieses Bild malte.

Nun kommt sofort der Protest beim Publikum, ich zerstöre seine Fantasie über dieses Bild. OK. Deshalb ist es genauso wichtig, wie die eigenen Beweggründe zu nennen, auch das Publikum einzuladen, seine Assoziationen zu nennen. Psychoanalytisch gesehen befinden wir uns in einer Matrix, in der alle diese Assoziationen wichtig und richtig sind. 

Michael Pilz erzählte mir die Geschichte, in der ein Kunstpädagoge bei seinem Publikum fragte, warum eine Person einen gelben Schal angezogen hat. Auf die Antwort der betreffenden Person hierauf, fragte er die gleiche Frage nochmals. So als ob er die erste Antwort als nicht ausreichend oder nicht richtig akzeptierte. Und dann nochmals und nochmals, bis die betreffende Person Antworten erfand. Und diese Antworten waren genauso wichtig.

Ich behaupte, dass erst in solchen Gesprächen der Betrachter vom dekorativen Kunstverständnis zu einer Kunstrezeption kommt. 

Und was würde es heißen das Publikum abzuholen, wo es ist? (Der Künstler als Taxifahrer).

Dann müssten wir von Mac Donalds und Nike Logos ausgehen und von diesen weiterarbeiten:

Mc Donalds Logo

 


Willie Wolf Marketing Option 2

 

 

Out of the Furnace


The Artists: Willie Bester and Wolf Werdigier

Curator: Beathur Mgoza Baker

The Venue: The Melrose Gallery, 10 The High Street, Melrose Arch

The Opening: 13 March at 6:30 pm. To be opened by Albie Sachs

The Dialogues & Walkabout: 14 March from 5:30 pm to 7 pm.

The Exhibition: Runs from 14 March to 14 April 2019


25. März

 

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SEE THE EXHIBITITION

 

ZUR NOTWENDIGKEIT

DER DEKOLONISIERUNG

DER WESTEUROPAISCHEN LÄNDER

 

Ich bin am 1. Dezember in Kapstadt angekommen. Als Künstler arbeite ich seit einigen Jahren mit Willie Bester zusammen.

Als ich in diesem Jahr Willie traf, fuhren wir wie üblich zu Schrottplätzen, um altes Eisen und inspirierende Stücke zu finden, aus denen wir Skulpturen bauen. Die Schrottplätze sind ziemlich weit von Willies Atelier entfernt, so dass es immer Zeit für Gespräche während der Fahrt gibt.

 

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Diesmal erzählte mir Willie von einem erstaunlichen Buch, von dem er so fasziniert ist, als wäre es das wundervollste Eisen, das er je gefunden hatte:

Der Mann, der Apartheid getötet hat: Das Leben von Dimitri Tsafendas, ein Buch von Harris Dousemetzis. Es ist ein neues Buch, das sehr gut recherchiert ist und einen Moment südafrikanischer Geschichte wie die Box der Pandora eröffnet. Aufgrund der erfolgreichen Politik der Apartheid in den 60er Jahren, den Attentäter von Premierminister Verwoerd als wahnsinnig und nicht als politisch handelnde Person zu definieren, wurde die Box bis jetzt geschlossen gehalten.

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Die britische Zeitschrift Private Eye veröffentlichte den Titel "Verwoerd, eine Nation trauert"

Detailliertere Studien dieser Zeit zeigten ein Bild extremen wirtschaftlichen Erfolgs, das auf einer unbegrenzten "Reserve-Armee billiger Arbeitskräfte", fast Sklaverei, basiert, die vom Apartheidsystem erzeugt wurde.

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Obwohl Apartheid abgeschafft wurde, haben sich die wirtschaftlichen Lebensbedingungen nicht wesentlich geändert. Die Existenz von Townships scheint der Kern dieser Probleme zu sein.

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Während unseres Fahrens und Redens kamen viele Ideen und Assoziationen auf: Die Idee des Attentats, die Idee von Schuld und Sühne. Willie erzählte auch viel über die Überlegenheit der Buren und ich wurde an Nietzsches "Herrenmensch" und Dostojewskys "Verbrechen und Strafe" erinnert. Und es gab auch das Thema Wut, und ich denke, Willie fand eine wunderbare Sprache in der Kunst, indem er Eisen biegt und schweißt und durch Feuer zwängt.

Aber ich dachte auch, Willie kann sich mit Tsafendas etwas anders identifizieren als ich. Vielleicht waren Traumatisierungen für ihn eher körperlich wie bei meinem Vater in Auschwitz. Als Jude der nächsten Generation leide ich unter der Angst, dass sich Auschwitz wiederholen könnte. Ich versuche zu verstehen und auf der Hut zu sein und Südafrika, so habe ich den Eindruck, hilft mir zu verstehen.

Obwohl man sagen würde, wir leben in einer globalisierten Welt, in der alles mehr oder weniger gleich ist, ist es nicht so. Während in Europa die Schlagzeilen der Medien von Problemen mit Einwanderern dominiert werden, dominieren in Südafrika die Probleme der Korruption die Medien. In Europa scheinen Einwanderer unser politisches System zu bestimmen. In Südafrika gibt es Angst, dass die Menschen aufgrund von Korruption das Vertrauen in die Gesellschaft verlieren. Was für eine andere Welt!

Es gibt auch einen Unterschied in der Art der Kommunikation:
In Südafrika scheint sie viel offener, kritischer, auch wütender.

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Wenn die Dinge schlecht sind, müssen wir handeln, rebellieren und neue Horizonte entwickeln.

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In Europa ist es eher eine Atmosphäre unterdrückter Aggression.

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Skulptur von Willie Bester

 

 

An den Universitäten Südafrikas steht heute die Dekolonisierung des Lehrplans im Mittelpunkt der Debatte. Wie kann das westliche Curriculum, das das Universitätsstudium bis heute beherrscht, in ein südafrikanisches umgewandelt werden? Diese Debatte führte auch zu Protesten und Unruhen von Studenten, teilweise sogar zur zeitweiligen Schließung einiger Universitäten.

Als ich mit Norman Levy, einem bekannten Historiker, sprach, kam die Idee der "Dekolonisierung europäischer Länder" auf.

Fast jedes europäische Land war ein imperiales Land mit Kolonien auf anderen Kontinenten. Österreich war etwas anders, als seine Kolonien in Ost- und Südosteuropa waren. Während des letzten Jahrhunderts wurden alle Kolonien "verloren" und in die  Selbstverwaltung entlassen.

Es ist interessant, dass dieser Verlust im Bewusstsein der europäischen Länder keine große Rolle spielt. Es scheint ein Trauma zu sein, das in den Köpfen dieser Menschen unterdrückt wird.

Was heute passiert, ist, dass Menschen, die hauptsächlich aus ehemaligen Kolonien stammen, in europäische Länder einwandern. Da diese Migranten bereits heute einen relativ hohen Prozentsatz der Bevölkerung der europäischen Länder ausmachen und eine völlig andere Kultur haben, ist die Reaktion nicht nur Fremdenfeindlichkeit, sondern ein Negieren des Realität.

Es ist eine Leugnung, weil sich die gesamte Politik darauf konzentriert, die Einwanderer zu bekämpfen, als wäre es möglich, sie wegzuschicken oder auf andere Weise zu eliminieren.

In fact, these people are here and we have to reconsider the situation as it is. We have to develop new ideas how to deal with this new situation. We have to deal with the reality of a multicultural society.

Tatsächlich sind diese Leute hier und wir müssen die Situation neu sehen. Wir müssen neue Ideen entwickeln, um mit dieser neuen Situation umzugehen. Wir müssen uns mit der Realität einer multikulturellen Gesellschaft auseinandersetzen. Dies bedeutet auch, Chancen in dieser neuen Situation zu sehen. Solange wir leugnen und versuchen das Rad der Geschichte zurückzudrehen, werden wir niemals Chancen und Möglichkeiten sehen. Bion sagt: "Wenn du die Realität siehst, wirst du wachsen".

Aber wir müssen uns auch an den politischen Slogan erinnern, dass die "Multi-kulti" -Gesellschaft nicht funktioniert. Er bedeutete offensichtlich, dass die Mischung der Kulturen zu viele Probleme bereitet. Wir müssen also Methoden entwickeln, um unser Leben neu zu organisieren. Wir brauchen neue Lernmethoden und müssen Interesse für die andere entwickeln.

Um auf die Idee von Norman Levy zu „der Notwendigkeit der Dekolonisierung“ in europäischen Ländern zurückzukommen, bedeutet das, dass wir diesen Einwanderern gegenüber nur freundlich waren, solange sie Kolonien waren. Solange klar war, wer der Herrenmensch ist. Jetzt müssen wir unser Bewusstsein reorganisieren, dass diese Leute uns gleich sind. Das ist schwierig. Aber wir werden nur dann stark bleiben, wenn wir die Realität akzeptieren und zu Veränderungen fähig sind.

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Norman Levy erinnerte sich daran, als weißer Student in Südafrika in einer Ziegelei gearbeitet zu haben. Er zahlte den Arbeitern, die alle Schwarze waren, ihren Lohn aus. Er gab ihnen das Geld nicht in die Hand, er musste Umschläge zuwerfen.

 

Was würde das konkret bedeuten?

Es gilt ein breites Feld neuer pädagogischer Methoden zu entwickeln, um Kinder mit unterschiedlichen Hintergründen zu unterrichten. Nichts ist für eine Gesellschaft am Ende der Tage so innovativ und anregend wie die unterschiedlichen Hintergründe.

Was bedeutet das für die Kunst? Es würde bedeuten, dass wir Kooperationsprojekte in der Kunst mit Künstlern anderer Kulturen hier in Europa beginnen müssen. Auf die gleiche Weise wie ich nach Südafrika fahre und dort mit Künstlern zusammenarbeite, genauso kann ich in Europa bleiben und mit einem Einwanderer arbeiten. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich das Problem der Dekolonisation in meinem Kopf nicht unterschätze.

Während der Kolonialzeit haben die Menschen in den europäischen Ländern gelernt, dass sie den Menschen in den kolonisierten Ländern überlegen sind. Sogar die sehr liberale englische Gesellschaft hat Spitzenstudien über die Überlegenheit der Weißen über die anderen Völker durchgeführt. Afrikaner und Inder müssen glücklich sein, in einer fortgeschrittenen englischen Kultur aufgewertet zu werden. Diese Korrektur des Bewusstseins der Überlegenheit in Europa ist ein schwieriger Prozess. Nehmen wir einige Beispiele, um weiter zu erforschen.

Ich interessiere mich für afrikanische Kunst, weil die französischen Kubisten und Surrealisten afrikanische Kunst in ihre Kunst integriert haben. Natürlich kann ich nur auf Straßen laufen, die bereits von westlichen Pionieren gebaut wurden.

Wenn ich an islamische Kunst denke, die mich anziehen würde, dann denke ich daran, Geschichten zu erzählen, wie in Sheherazades 1001 Nacht, weil ich mich für das Geschichtenerzählen interessiere. Es gibt schon eine Straße zum laufen. Es gibt aber noch viele andere Straßen, die noch gebaut werden müssen. Die verbleibende Frage ist, müssen wir nur weiter gehen? Oder gibt es etwas, das uns daran hindert, zu gehen. Unterdrücken wir etwas, was uns behindert? Warum ist es so schwer, die Realität zu sehen?

Es gibt eine einfache Antwort: Die Linke beschäftigt sich mit dem Kampf gegen die Religion, gegen Ausbeutung, sie kämpft für die Befreiung der Frauen. All diese Aspekte erleiden durch Immigranten Rückschläge.

Es gibt eine komplexere Antwort: Timothy Snyder meint, dass es keine europäischen Nationen an sich gibt, sondern nur Mutterländer zerbrochener Imperien, die unter dem gemeinsamen Schutz der Europäischen Union geflohen sind.

Diese Mutterländer sind nun mit der Tatsache konfrontiert, dass sie nicht nur die Macht verloren haben, ihre Überlegenheit gegenüber den Kulturen anderer Menschen zu erklären, sondern sogar ihre eigene Kultur mit der der Einwanderer mischen müssen. Dieses Aufgeben von Überlegenheit ist so schwierig und blockiert jede Möglichkeit, neue Chancen zu nützen.

Mit anderen Worten, wir müssen unser Trauma „durcharbeiten“, weil wir unsere Überlegenheit gegenüber anderen Kulturen verloren haben. Dann können wir uns für die Verschmelzung mit Immigrantenkulturen öffnen und von diesen neuen Entwicklungen profitieren.

All dies ist spekulativ und wir können nur von anderen Erfahrungen lernen, in meinem Fall von den Erfahrungen Südafrikas. Es gibt eine überraschende Parallele. Wenn Sie nach Südafrika kommen, entdecken Sie die inspirierende und funkelnde Entwicklung junger Mischrassen. Westliche Kulturen werden mit einheimischen afrikanischen, mit malyanischen und indischen Kulturen gemischt. Dies ist nicht nur inspirierend, es schafft eine Atmosphäre der Innovation und des Interesses für das Neue und ist voller Energie. Südafrikaner nennen das gerne die Rainbow Nation. Dieses inspirierende Bild existiert gemeinsam mit dem Bild jener Weißen, die mit dem Verlust ihrer Privilegien nicht zurechtkommen können. Anstatt neue Wege der Zusammenarbeit zu finden, versuchen sie, sich an ihre alten Privilegien zu klammern. Sie verbreiten eine vergiftete Atmosphäre einer verlorenen Nation.

zur Ausstellung OUT OF THE FURNACE

 

 


Willie Wolf Marketing Option 2

 

Out of the Furnace


The Artists: Willie Bester and Wolf Werdigier

Curator: Beathur Mgoza Baker

The Venue: The Melrose Gallery, 10 The High Street, Melrose Arch

The Opening: 13 March at 6:30 pm. To be opened by Albie Sachs

The Dialogues & Walkabout: 14 March from 5:30 pm to 7 pm.

The Exhibition: Runs from 14 March to 14 April 2019


English TExt

 

On the need

for decolonizing

the western

european countries

 

I arrived in Cape Town on December 1st. As an artist, I have been working with Willie Bester during several years from time to time.

This year, when I met Willie, we drove as usual to scrap yards, to find rotten iron, material, inspiring pieces, we use to build sculptures from. The scrap yards are rather far from Willies atelier, so there is always time for talking while driving.

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This time Willie told me of an amazing book, he is so fascinated about, as if it were the most wonderful scrap iron he ever found on the yard:

The Man who Killed Apartheid: The Life of Dimitri Tsafendas, a book by Harris Dousemetzis. It is a new book, very well researched and opening up one moment of South African history like Pandora´s box. Due to apartheids successful policy, to define the assassinator of Prime Minister Verwoerd an insane, not a political acting person, the box was closed until now.

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The British journal Private Eye published the title “Verwoerd, a nation is mourning”

More detailed studies of this time showed a picture of extreme economic success based on an unlimited “reserve army of labor”, almost slavery, produced by the apartheid system.

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Although apartheid has been abolished, the economic living conditions did not change much. The existence of townships seems to be at the core of these problems.

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During our driving and talking, a lot of ideas and associations came up: The idea of assassination, the idea of guilt, of crime and punishment. Willie also told a lot on the superiority feelings of the Boer people and I was reminded on Nietzsche´s “Herrenmensch” and Dostojewsky´s “Crime and Punishment”. And there was also the subject of rage and I think, Willie found a wonderful language in art by bending and welding iron, forcing iron by fire.

But I also thought, Willie may identify with Tsafendas in a slightly different way than me. Perhaps traumatization for him have been rather physical like my father´s in Auschwitz. As a Jew of the next generation I suffer the fear, Auschwitz might repeat. I try to understand and to be on guard and South Africa, so I have the impression, helps me a lot, to understand.

Although one would say we live in a globalized world, where everything is more or less equal, it is not. While in Europe headlines of media are dominated by issues relating to immigrants in South Africa media are dominated by issues of corruption. In Europe it seems that immigrants determine our political system. In South Africa there is a fear people loose confidence in society, due to corruption everywhere. What a different world!

There is also a difference in the way of communication:
in South Africa I feel a much more open debate, critique and also rage.

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If things are bad, we need to act, to revolt and develop new horizons.

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In Europe it is rather an atmosphere of repressed aggression.

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Sculpture by Willie Bester

 

At the Universities of South Africa today Decolonization of the Curriculum is at the center of debate. How can the western curriculum which dominates University studies until today be transformed into a South African one? This debate also led to student protests and riots, even part time closure of some universities.

When I was talking to Norman Levy, a well-known historian, we discussed the idea of the need for “Decolonizing European Countries”.

Almost every European Country was an imperial country having colonies in other continents. Austria was specific, as its colonies where in eastern and south eastern Europe. During the last century all colonies where “lost” and given self-governance as nations.

It is interesting, that this loss, does not play a great role in the consciousness of these countries. It seems to be a trauma, which is suppressed in the minds of these people.

What is happening today is the fact, that people mainly from former colonies are migrating to European countries. As these migrants make up a relatively high percentage of the population of European countries today already, having a completely different culture, the reaction is not only xenophobia, the reaction is denial.

It is denial, because all the politics are focused on fighting the immigrants, as if it would be possible to send them away or eliminate them in another way. This is denial of reality.

In fact, these people are here and we have to reconsider the situation as it is. We have to develop new ideas how to deal with this new situation. We have to deal with the reality of a multicultural society.

This also means seeing chances in this new situation. As long as we deny and think, we can turn the wheel of history back, we never will see chances and possibilities. Bion says “if you see reality, you grow”.

We also have to remember the political slogan, that the “multi-kulti” society does not work. It obviously meant that the mixture of cultures as it is doing too much problems. And this is true, if differences are too big, living together becomes a nightmare. So we have to develop methods of reorganizing our lives. We need new methods of learning and developing interest in the other.

Coming back to Norman Levy´s idea of “the Need for Decolonization” in European countries means, that we have been open and friendly to these immigrant people, as long as they were colonies. As long as it was clear, who is the “Herrenmensch”. Now we have to reorganize our mind, that these people are equal to us. This is difficult. But we will remain strong only if we accept reality and are capable of change.

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Norman Levy remembered having worked as a white student in a brick factory. He was paying wages to the workers, who all were black. He did not hand the money out to them, he had to throw envelopes.

What would this mean in concrete?

There is a wide field of new pedagogical methods needed for teaching children with different backgrounds. At the end of the days nothing is as innovative and stimulating for a society than a variety of backgrounds.

What does it mean for the arts? It would mean, that we have to start cooperative projects in art with artists of other cultures here in Europe. The same way, I am going to South Africa and work together with artists there, the same way I can stay in Europe and work with an immigrant artist. But I am not sure if I underestimate the problem of Decolonization in my mind.

During the colonial period people in European countries have been educated, that they are superior to the people of the colonized countries. Even the very liberal English society has had high end research studies about the superiority of the white people above the other. African and Indian people have to be happy to be upgraded into an advanced English culture. This education of a conscience of superiority in Europe to reverse is a difficult process. Let us take some examples, in order to explore further.

I am interested in African art, because the French Cubists and Surrealists have integrated African art into their art. Obviously I only can walk on streets built already by western pioneers.

If I think of Islamic art, which would attract me, I think of telling stories as in Sheherazade´s 1001 night because I am interested in storytelling. There is a street already to walk. But there are many other streets which still have to be constructed. The question remaining is, do we have only to go further? Or is there something inhibiting us to go. Do we oppress something, which is hindering us? Why is it so difficult to see reality?

There is an easy answer: The left is occupied with the fight against religion, against exploitation, it fights for women´s liberation. All these aspects will get worse with immigrants, not better.

There is a more complex answer: Timothy Snyder states, that there are no European nations in themselves, but only mother countries of broken empires, who fled under the common shelter of the European Union. These mother countries are now confronted with the fact, that they not only lost their power to declare their superiority over other people´s cultures, they even have to mix their own culture with those of the immigrants. This giving up superiority is so difficult and blocks any possibility of developing new chances.

In other words, we have to “work through” our trauma, having lost our superiority over other cultures. Then we can open up to merge with immigrant cultures and profit from these new developments.

All this is speculative and we only can learn from other experiences, in my case the experience of South Africa. There is a surprising parallel. Coming to South Africa you discover the inspiring and sparkling development of young mixing races. Western cultures are mixed with native African, mixed with Malyan and Indian cultures. This is not only inspiring, it creates an atmosphere of innovation and interest for the new to come and is full of energy. South Africans like to call this the Rainbow Nation. This inspiring picture is paralleled with the picture of those loosing whites, who cannot get along with the loss of their privileges. Instead of finding new ways of cooperation, they try to hold back to their old privileges. They spread a poisoned atmosphere of a losing nation.

 

read more on the exhibition OUT OF THE FURNACE

 

 


parallel vienna wolf werdigier 2017 sm  

Parallel Vienna

Opening
Dienstag 19. September 2017, 19 Uhr
Alte Sigmund Freud Universität
Schnirchgasse 9a | 1030 Wien

Dauer der Ausstellung
19.09.2017 - 24.09.2017

18. September 2017

 

Parallel Vienna

Der letzte SchlifF vor der Eröffnung

 

 

zum Beitrag "Parallel Vienna 2017"

zum Ausstellungsprojekt "Die Inszenierung des Zufalls"


tagebuch wolf werdigier 21.3.17

Tagebuchprojekt

Vernissage
Donnerstag 08. Juni 2017, 19 Uhr
Produzentenfalerie Wien
Radetzkystraße 4 | 1030 Wien

Dauer der Ausstellung
09.06.2017 - 06.07.2017

15. märz 2017

 

TAgebuchprojekt

 

Im Zuge der Vernissage am 15.03.2017 hat die Produzentengalerie Wien ein neues Projekt ins Leben gerufen: "Tagebuch". Die KünstlerInnen dokumentieren ab dem 15. März ihr künstlerisches Schaffen. Auf Facebook und Instagram werden diese Zwischenschritte in Form von Kunstwerken, Fotos, Texten und Gedanken gepostet, sodass Interessierte stets auf dem Laufenden bleiben können.

Das Tagebuch zeigt uns das Wunder des „unverpatzten“ neuen Tages. Jeden Morgen haben wir die Chance, neu zu beginnen. Für 78 Tage hat das Projekt Räume für Abläufe, intensive Themenbeschäftigung und Selbstbeobachtung angeboten. Die daraus entstehende Ausstellung stellt ein vielfältiges Projekt dar: Der Ablauf vom Thematisieren des Tagesereignisses, über das Assoziieren von geeigneten Metaphern und Darstellungsmöglichkeiten, bis hin zur Beobachtung der Persistenz der Themen durch die gesamte Zeit hindurch. 

hier geht es zum gesamten Tagebuchverlauf

 


zufall

Die Inszenierung des Zufalls

Podiumsdiskussion
Dienstag 13.Dezember 2016, 19 Uhr

Produzentenfalerie Wien
Radetzkystraße 4 | 1030 Wien

Dauer der Ausstellung
06.12.2016 - 20.01.2017

Zufällige Bilder erscheinen, aber nichts ist Zufall.

Die Produzentengalerie Wien präsentiert neue Bilder und Objekte, die mit dem Zufall als Werkzeug entstanden sind.

13. Dezember 2016

 

Die Inszenierung
des Zufalls

 

Cut Up: Die Tänzerin und der Fußballer  

 

auf die Kritik, dass in den bisherigen Verfahren ich doch wiederum in den Prozess des Zufalls eingreife indem ich die Bildteile nach grafischen Gesichtspunkten zusammenfüge, habe ich das selbe Verfahren mit zwei anderen Bildern wiederholt und auch die Zusammenführung der einzelnen Teile dem Zufall alleine überlassen.

 

der echte zufall

 

Die Fortsetzung der kritischen Diskussion findet heute in der Produzentengalerie Wien ab 19.oo Uhr statt! es bleibt spannend!

Link zur Veranstaltung www.produzentengalerie.wien/der-zufall

 


zufall

Die Inszenierung des Zufalls

Vernissage
Montag 5.Dezember 2016, 19 Uhr

Radetzkystraße 4 | 1030 Wien
www.produzentengalerie.wien

Dauer der Ausstellung
06.12.2016 - 20.01.2017

Zufällige Bilder erscheinen, aber nichts ist Zufall.

Die Produzentengalerie Wien präsentiert neue Bilder und Objekte, die mit dem Zufall als Werkzeug entstanden sind.

1. Dezember

 

Die Inszenierung
des Zufalls

 

Der Schnitt

 

Cut Up in der Endphase - vor dem Aufbau der Ausstellung
Montag, 5. Dezember ab 19.oo Uhr in der Produzentengalerie Wien!

 

 

 der schnitt 3  der schnitt 1

 

schnitt 2


zufall

Die Inszenierung des Zufalls

Ausstellungseröffnung am 5. Dezember 2016

Eine neue Idee zu realisieren ist immer mit einem Risiko verbunden. Die ursprüngliche Idee zu dieser neuen Maltechnik entstand aus dem Bedürfnis, assoziative Gedankengänge aus verschiedenen Quellen miteinander zu verbinden und diese Verbindungen darzustellen. In diesem Ausstellungsprojekt jetzt gehe ich, um ein Beispiel zu nennen, von verschiedenen Theaterstücken aus und stelle den Hauptgedanken – man könnte sagen, den Fokus des jeweiligen Stückes – in einem Gemälde dar.

29. November

 

Die Inszenierung
des Zufalls

 

Ein Cut Up zu Thais von Massenet

 

 

Renée Flemming in: Je n'ai pas plus choisi mon sort que ma nature!

 

 

 

 

 

 


zufall

Die Inszenierung des Zufalls

Ausstellungseröffnung am 5. Dezember 2016

24. November

 

Die Inszenierung
des Zufalls

 

Die vierte Komposition


Das folgende Beispiel stellt die vierte und letzte Komposition dar.

Jeder Betrachter ist eingeladen, anzugeben welche Bildelemente die stärksten positiven, wie negativen Reaktionen hervorrufen als andere. Viel Spaß beim Assoziieren!

Bitte gerne in der Kommentarfunktion hier die entsprechende Nummer angeben, oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

4 Komposition

 


zufall

Die Inszenierung des Zufalls

Ausstellungseröffnung am 5. Dezember 2016

22. November

 

Die Inszenierung
des Zufalls

 

Die Dritte Komposition

 


Das folgende Beispiel stellt die dritte Komposition dar. Auch hier handelt es sich um einen Probelauf. Also nicht um die Bilder, die in der Ausstellung am 5. Dezember gezeigt werden, sondern um ein Ausprobieren und Testen.

Jeder Betrachter ist eingeladen, anzugeben welche Bildelemente aus welchem Grund auch immer stärkere Reaktionen hervorrufen als andere. Es ist anzumerken, dass negative Reaktionen genauso wichtig sind, wie positive Reaktionen. Die Bildelemente sind durchnummeriert, sodass die Antworten der heftigsten Reaktionen bitte diesen Nummern zuzuordnen sind. Die Ergebnisse werden wir in einem der nächsten Blogeinträge anonymisiert bekanntgeben. Viel Spaß beim Assoziieren!

Bitte gerne in der Kommentarfunktion hier die entsprechende Nummer angeben, oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!sowie auf Facebook unter https://www.facebook.com/WolfWerdigier

 

die dritte komposition

 


zufall

Die Inszenierung des Zufalls

Ausstellungseröffnung am 5. Dezember 2016

Eine neue Idee zu realisieren ist immer mit einem Risiko verbunden. Ist die Idee tragfähig? Hält sie, was die Fantasie verspricht? Wird sie zum Flop? Oder entwickelt sich etwas völlig anderes daraus?

Die ursprüngliche Idee zu dieser neuen Maltechnik entstand aus dem Bedürfnis, assoziative Gedankengänge aus verschiedenen Quellen miteinander zu verbinden und diese Verbindungen darzustellen. In diesem Ausstellungsprojekt jetzt gehe ich, um ein Beispiel zu nennen, von verschiedenen Theaterstücken aus und stelle den Hauptgedanken – man könnte sagen, den Fokus des jeweiligen Stückes – in einem Gemälde dar.

17. November

 

Die Inszenierung
des Zufalls

Die zweite Komposition

 

der zufall gesamt


Das folgende Beispiel stellt die zweite Komposition dar. Auch hier handelt es sich um einen Probelauf. Also nicht um die Bilder, die in der Ausstellung am 5. Dezember gezeigt werden, sondern um ein Ausprobieren und Testen.

 

Jeder Betrachter ist eingeladen, anzugeben welche Bildelemente aus welchem Grund auch immer stärkere Reaktionen hervorrufen als andere. Es ist anzumerken, dass negative Reaktionen genauso wichtig sind, wie positive Reaktionen. Die Bildelemente sind durchnummeriert, sodass die Antworten der heftigsten Reaktionen bitte diesen Nummern zuzuordnen sind. Die Ergebnisse werden wir in einem der nächsten Blogeinträge anonymisiert bekanntgeben. Viel Spaß beim Assoziieren!

 

Bitte gerne in der Kommentarfunktion hier die entsprechende Nummer angeben, oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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zufall

 

Die Inszenierung des Zufalls

Ausstellungseröffnung am 5. Dezember 2016

Eine neue Idee zu realisieren ist immer mit einem Risiko verbunden. Ist die Idee tragfähig? Hält sie, was die Fantasie verspricht? Wird sie zum Flop? Oder entwickelt sich etwas völlig anderes daraus?

Die ursprüngliche Idee zu dieser neuen Maltechnik entstand aus dem Bedürfnis, assoziative Gedankengänge aus verschiedenen Quellen miteinander zu verbinden und diese Verbindungen darzustellen. In diesem Ausstellungsprojekt jetzt gehe ich, um ein Beispiel zu nennen, von verschiedenen Theaterstücken aus und stelle den Hauptgedanken – man könnte sagen, den Fokus des jeweiligen Stückes – in einem Gemälde dar.

 

15. November

 

Die Inszenierung
des Zufalls

 

Die erste Komposition


Das folgende Beispiel stellt eine erste Komposition dar. Es handelt es sich hier um einen Probelauf. Also nicht um die Bilder, die in der Ausstellung am 5. Dezember gezeigt werden, sondern um ein Ausprobieren und Testen.

fragment die inszenierung des zufalls

Interview dazu mit Dr. Karl Golling, Leiter der Psychoanalytischen Abteilung in der Sigmund Freud Privatuniversität Wien. Link SFU

„Man könnte sagen, die hier entwickelte Methode der Bildkomposition entspricht genau dem, wie Sigmund Freud die Entstehung des Traumes beim Menschen interpretierte.

Die gedankliche Verarbeitung von Erlebnissen der Menschen ist ununterbrochen, aber insbesondere während des Schlafes versucht das Gehirn die Tageserlebnisse zu verarbeiten.

Da wir ununterbrochen gedankliche Verbindungen, das heißt Assoziationen herstellen, werden in diesem Denkprozess die Tageserlebnisse mit Traumatisierungen oder Prägungen aus der Kindheit verbunden. Damit diese Prozesse den Schlaf nicht stören sollen, werden Verzerrungen oder Bruchstellen eingebaut, die die Geschichte des Traumes unverständlich machen. Das heißt jeder Traum enthält sowohl Bestandteile der Tagesreste, die jetzt erlebt worden sind, als auch Bestandteile aus der frühkindlichen Entwicklung. Ein geübter Psychoanalytiker kann gerade mit Hilfe der Bruchstellen feststellen, welche Traumanteile aus der frühkindlichen Zeit stammen und welche aus dem Jetzt sind.

Wenn wir uns nun als Betrachter dieser Bilder selbst in diese Situation hineinversetzten und diese Bilder als einen Traum betrachten, können wir selbst assoziieren was uns zu diesen Bildfragmenten einfällt. Wir können auch assoziieren welche Bildfragmente wir eher unseren Kindheitserlebnissen zuordnen würden und welche Bildfragmente eher Tagesreste der Jetztzeit sein könnten.“

Da diese Bilder nicht die Bilder des Betrachters sind, sondern Bilder zu Theaterstücken, die der Künstler selbst ausgewählt hat, werden einzelne Motive stärker ansprechen und andere Motive uninteressant bleiben.

Jeder Betrachter ist eingeladen, anzugeben welche Bildelemente aus welchem Grund auch immer stärkere Reaktionen hervorrufen als andere. Es ist anzumerken, dass negative Reaktionen genauso wichtig sind, wie positive Reaktionen. Die Bildelemente sind durchnummeriert, sodass die Antworten der heftigsten Reaktionen bitte diesen Nummern zuzuordnen sind. Die Ergebnisse werden wir in einem der nächsten Blogeinträge anonymisiert bekanntgeben. Viel Spaß beim Assoziieren!

Bitte gerne in der Kommentarfunktion hier die entsprechende Nummer angeben, oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! sowie auf Facebook https://www.facebook.com/WolfWerdigier

 

 

 


zufall

 

Die Inszenierung des Zufalls

Ausstellungseröffnung am 5. Dezember 2016

Eine neue Idee zu realisieren ist immer mit einem Risiko verbunden. Ist die Idee tragfähig? Hält sie, was die Fantasie verspricht? Wird sie zum Flop? Oder entwickelt sich etwas völlig anderes daraus?

Die ursprüngliche Idee zu dieser neuen Maltechnik entstand aus dem Bedürfnis, assoziative Gedankengänge aus verschiedenen Quellen miteinander zu verbinden und diese Verbindungen darzustellen. In diesem Ausstellungsprojekt jetzt gehe ich, um ein Beispiel zu nennen, von verschiedenen Theaterstücken aus und stelle den Hauptgedanken – man könnte sagen, den Fokus des jeweiligen Stückes – in einem Gemälde dar.

10. November 2016

 

Die Inszenierung

des Zufalls

 

 

Präsentation der teilnehmenden rollen

 

Die teilnehmenden Bilder, in diesem Fall die Theaterstücke, sind:

 

1

 

Sigmund Freud: „Der Wahn und die Träume“
 in Wilhelm Jensens „Gradiva“

 

 

 

 

2

 

 

Luis Buñuel: „Anjo Exterminador“
 

Leute, die vom Rest der Gesellschaft abgesondert sind, und wie sie sich in dieser neuen ‚Umgebung‘ verhalten.
Die Unfähigkeit, den Raum zu verlassen. als Zeichen für die Fessel, in der jeder Mensch durch die Gesellschaft, ihre Zwänge, Normen und Denkmuster gelegt wird.
…ein tiefsitzender Unwille – der Unwille, den Status quo zu verändern: Um ihre Privilegien zu bewahren, nimmt die Bourgeoise innere Lähmungen, ja den eigenen Untergang in Kauf.

 

 

3

 

 

Georg Friedrich Händel: Alcina

„Die Tigerin steht in ihrer Höhle. Soll sie den Jäger erwarten oder fliehen?“

 

 

4

 

 

 

Luis Buñuel: „Anjo Exterminador“

Buñuels Film und Ades Oper: The Exterminating Angel“
Die Wiederholung als Befreiung.
Thomas Ades: in gewisser Weise ist der Vernichtungsengel eine Abwesenheit – ein Fehlen von Wille, … Nehmen wir an es gäbe tatsächlich eine übernatürliche zerstörende Macht, eine mythische Figur, die es uns unmöglich macht zu handeln.

 

 

 

 

5

Jules Massenet: Thais

der große Irrtum des gesamten Projekts: er wird sie nie wiedersehen!

Hysterie bei Thais:
…following the mystico-religious reawakening of her Christian conscience…
…she angrily dismisses her former lover Nicias, Athanael and his God, before breaking into peals of hysterical laughter. …

Fräulein Else = Dora (Ida Bauer)
Fräulein Else ist eine 1924 erschienene Monolog-Novelle von Arthur Schnitzler, Dora die Patientin Sigmund Freuds.

„…die Welt nur als Chiffre für das ewige Leben aufzufassen, …“

Eine Metapher der männlichen Sexualität: Die Straße der Enthaltsamkeit.

 

6

 

William Shakespeare: Der Sturm

Das Meer schwoll bis über die Wolken an und lieferte dem Himmel eine Schlacht. …durchfluteten die Wassermassen ganzen Flüssen gleich die Luft.

„…das meiste Gepäck über Bord geworfen – darunter zahlreiche Kisten und Truhen, wodurch kein geringer Verlust entstand - … Doch steht die Güte und holdselige Hinführung zu größerer Hoffnung durch unseren gnadenreichen Gott.“

Dieses Meer ist selbst in der Lage, alle möglichen Dinge zu verwandeln – nicht zuletzt die Menschen.

„Wenn dir eine Situation vorgegeben ist, hadere nicht, sondern versuche, dass du diesen Umständen gerecht wirst:
Setze deine Wertungen neu.

Jeder Mensch nimmt sich Anteile seiner Eltern, die er haben möchte, die für ihn selbst positiv sind.

 

7

 

 
Jim Morrisson: Break on Through

Das Sternentor: “The Gate is Straight, Deep and Wide; Break On Through to the other side.”

 

 

 

 


8. November 2016

 

Die Inszenierung

des Zufalls

 

 

 

Prolog:

zufall

Eine neue Idee zu realisieren ist immer mit einem Risiko verbunden. Ist die Idee tragfähig? Hält sie, was die Fantasie verspricht? Wird sie zum Flop? Oder entwickelt sich etwas völlig anderes daraus?

Ich habe eine neue Maltechnik entwickelt, die ich gerne in der diesjährigen Dezemberausstellung zeigen möchte. Der Ausgang ist ungewiss und ich lade ein, das Spannende und auch das Ungewisse der Entwicklung der letzten Wochen vor der Realisierung mitzuerleben:

Bis zur Präsentation am 5. Dezember werde ich zwei Mal pro Woche einen neuen Bericht auf den Blog stellen.

Die ursprüngliche Idee zu dieser neuen Methode entstand aus dem Bedürfnis, assoziative Gedankengänge aus verschiedenen Quellen miteinander zu verbinden und diese Verbindungen darzustellen. In diesem Ausstellungsprojekt jetzt gehe ich, um ein Beispiel zu nennen, von verschiedenen Theaterstücken aus und stelle den Hauptgedanken – man könnte sagen, den Fokus des jeweiligen Stückes – in einem Gemälde dar.

Da alles in allem enthalten ist, würden die Surrealisten sagen „es ist nicht das gesamte Bild notwendig, um die Essenz des Theaterstückes auszudrücken, es genügt auch ein Teil von diesem Bild.“ Würde ich nun diese Bilder in drei oder vier Teile zerschneiden, alle diese Teile durcheinandermischen, so würde dies assoziativen Ketten verschiedener Ideen und Inspirationen aus diesen Theaterstücken entsprechen.

Da dies aber nicht gezielt erfolgen soll, denn Assoziationen entstehen auch unter ganz bestimmten persönlichen und äußeren Bedingungen, werden diese Teile der Bilder in einem Zwischenschritt des Inhalts entledigt und alleine nach grafischen, ästhetischen Gesichtspunkten gleichsam als abstraktes Bild, in eine neue Kombination gesetzt.

Diese neu entstandenen Bilder sind wie plötzliche Einfälle,  DSC0124beoffen für persönliche Interpretationen, der Fantasie und dem Gedankenspiel des Betrachters zur Verfügung gestellt.

Die teilnehmenden Bilder, in diesem Fall die Theaterstücke, sowie der weitere Prozess der Zerlegung und Zusammenfügung kann bis zum 5. Dezember jeden Dienstag und Donnerstag mit verfolgt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 


25. OKTOBER 2016

Materialien für den Dialog

15 Tage Dialog durch 2
Dialog zwischen den Fugen


einige Nachzügler Fotos zur Ausstellung:

15 tage dialog durch 2 a

15 tage dialog durch 2

15 tage dialog durch 2 ab

15 tage dialog durch 2 c

15tage


Andreas Orsini-Rosenberg
Wolf Werdigier

Beginnend mit 16. März führen wir einen künstlerischen Dialog mit offenem Verlauf.

Zur Halbzeit, am Mittwoch 30. März um 18.oo Uhr laden wir zu einem Gespräch zum Thema: "Kunst im Prozess: Was bleibt davon über?"

Das Finale findet am Dienstag 5. April um 18.oo Uhr statt.

Das Ergebnis des Dialoges ist anschließend bis 9. April zu sehen.

mehr Infos unter
www.produzentengalerie.wien/dialog

 

12. April 2016

 

Materialien für die
Wiener Privatklinik


Ich hatte vor einigen Tagen mit Primar Musalek, dem Leiter des Anton Proksch Instituts über ein anderes Projekt gesprochen aber erwähnte die Ausstellung in der Wiener Privatklinik worauf er begeistert ausrief „genau dort gehört die Kunst hin! Dort ist das Leben, das sich ändert.“

Aus seiner Sicht spielt die Kunst bei er Suchttherapie eine große Rolle, nicht wie man weithin meinen würde, das schwarze Loch oder die große Leere nach dem Entzug zu füllen, sondern beim Umbau des Lebens behilflich zu sein. Er meint, dass die Kraftquelle für das Leben das Schöne ist, und begründet das mit den Anfängen der Kunst am Beginn der menschlichen Existenz und führt hierfür die Höhlenmalerei in Lascaux an.

Nicht ein Füller des Schwarzen Loches, sondern eine Struktur zum Neubeginn, könnte ein Konzept auch bei physischen Erkrankungen nicht nur bei psychischen sein. Die Trennung ist doch nicht so eindeutig.

Deshalb ist ein Krankenhaus der ideale Ort, wo die Kunst hingehört (nicht das Museum) weil sie dort beim Umbau der menschlichen Existenzen Impulse geben kann.

Ich finde diese Thematik hochinteressant weil ich diese tiefgreifende Rolle von Kunst in Krankenhäusern noch nicht so gesehen habe. Vielleicht müsste sich Kunst in Krankenhäusern auch anders gerieren, um diese Rolle voll auszuschöpfen.

schneiderei

Bild 1: "Hoffentlich überleben wir das Leben, ich muß damit noch zur Änderungsschneiderei!"

 

32

Bild 2: The Trumpet of Louis Armstrong

 

die klaviespielerin piresch

Bild 3: Die Klavierspielerin

 

missing augenblick

Bild 4: Der Augenblick

 

.

Stimmen und Aufträge Wolf Werdigier

Wolf Werdigier

Da die Bilder-Ausstellung „love sick“ von Wolf Werdigier mit dieser Woche zu Ende geht, veranstalten wir zum Abschluss am Donnerstag den 14. April um 18.00 Uhr eine Führung durch den Künstler. Es werden zu ausgewählten Arbeiten die Hintergrunderzählungen oder historischen Zusammenhänge dargestellt.

Ausserdem wird über die Bedeutung und Wirkung einzelner Bilder für Patienten gesprochen werden, da im Rahmen des Verkaufes von Bildern hierüber Informationen zugänglich wurden.
Über diese nicht uninteressante Rolle der Kunst im Krankenhaus könnte an Hand dieser Beispiele ein Gespräch begonnen werden, welches zu einem späteren Zeitpunkt als Symposion fortgesetzt wird.


8. April 2016

Materialien für den Dialog

15 Tage Dialog durch 2
Dialog zwischen den Fugen


Resümee und Gedanken zu den Erfahrungen:

 

1.    Worin bestand die so oft zitierte "Grenzerweiterung?“

Aus meiner Sicht bestand sie in den folgenden Aspekten, wobei Andreas‘ Sicht eine andere und deshalb nachzufragende ist.


a)    Grenzen erweiternd war die Rücksichtslosigkeit des anderen. Hierbei ist Rücksichtslosigkeit nicht als böswillig zu verstehen, sondern dadurch dass der andere um den Inhalt und um das Ringen des einen nicht weiß, geht er unvermittelt an eine Veränderung der Arbeit heran.
Beispiel: die Boote auf dem Hintergrund der perspektivischen Fluchtlinien sind nun auf einmal an der Decke und damit auch die Videoprojektion.
b)    Die Figuren im Wasser, insbesondere der Wasserspringer: durch ein vorbehaltsloses Vorgehen und Verändern des Bildes durch den anderen werden oft gerade jene Teile des Bildes, die sehr mühsam erarbeitet worden sind, wieder zerstört. Dadurch werden jene Teile eliminiert, die möglicherweise bereits eine Erstarrung des Bildes darstellen (vgl. Francis Bacon Interview: vor der Fertigstellung eines Bildes mit Farbe darauf geworfen.
c)    Durch diese „Rücksichtslosigkeit“ entsteht eine Auflockerung im Arbeitsprozess, sodass man sich selbst auch mehr zu experimentieren zutraut. Wie in der Sandkiste die Kinder Burgen aufbauen und wieder zerstören, ging ich auch selbst viel leichtfertiger daran etwas neues auszuprobieren, auch wenn es meinen Ansprüchen sonst zum Opfer fallen würde.
d)    Oft bin ich in meiner Arbeit während der zwei Tage nicht fertig geworden und gerade diese Unfertigkeit und das zum Teil neu zusammengesetzt werden durch den anderen, lässt eine Art Abstraktion entstehen, die viel ausdrucksstärker ist (sein kann), als die komplett ausgeführte Arbeit.

 

2.    Wo sind die besten Ergebnisse zu finden?


a)     Dort wo die größten Widersprüche sind, zum Beispiel bei den Arbeiten von Tag 3. Dort, wo die Gegensätze am stärksten sind zwischen meinem Bild und seinen Interventionen.
b)    Wenn eine zweite Überarbeitung möglich wäre. Zum Beispiel bei Tag 11 das Foto, zum Beispiel die Dionysoszerreißung wäre besser auf unregelmäßigen polygonalen Keilrahmen montiert.
Ein weiteres Beispiel sind die unfertigen Arbeiten, die neu zusammengesetzt sind und bei denen die Abstraktion noch stärker herausgearbeitet werden könnte aufgrund der neuen Zusammensetzung.

 

3.    Welche anderen Verfahren sind denkbar?


a)    Das Fokussieren durch den sozialen Druck auszuüben, zum Beispiel bei Livepaintings.
b)    Die Dynamik dieses Projektes zu verwenden um dann aus einzelnen Objekten durch Überarbeitung eine Verstärkung zu erlangen, vielleicht dies sogar iterativ zu wiederholen.

 

4.    Danksagung

Dieses Projekt glückte bestimmt in hohem Maße durch die Kooperation mit Andreas.

 

 

15 tage dialog durch zwei Wolf Werdigier Andreas Orsini Rosenberg

15tage


Andreas Orsini-Rosenberg
Wolf Werdigier

Beginnend mit 16. März führen wir einen künstlerischen Dialog mit offenem Verlauf.

Zur Halbzeit, am Mittwoch 30. März um 18.oo Uhr laden wir zu einem Gespräch zum Thema: "Kunst im Prozess: Was bleibt davon über?"

Das Finale findet am Dienstag 5. April um 18.oo Uhr statt.

Das Ergebnis des Dialoges ist anschließend bis 9. April zu sehen.

mehr Infos unter
www.produzentengalerie.wien/dialog

 


15. März 2016

 

Materialien für den Dialog

15 Tage Dialog durch 2
Dialog zwischen den Fugen

den beiden Philosophen Kardinal Newman und Nietzsche war die zentrale Frage „wie kann man zur Welt ja sagen?“
es ist ein immerwährendes Rätsel bei all den Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten auf dieser Welt das Leben zu bejahen. Die Antwort auf diese scheinbar unlösbare Frage war das Wesen der „innerweltlichen Transzendenz.“
Nicht die Schlüssigkeit von Thesen und Aussagen ist das Entscheidende zur Erkenntnisfindung, sondern die sogenannten „parallelen Transzendenzen,“ also die Übereinstimmung dann, wenn produktive Missverständnisse im Dialog zwischen zwei Menschen entstehen.
Dann übernimmt der Unfug die Macht: wörtlich „zwischen den Fugen.“ Es ist eine Reformulierung des Anspruchs auf Sinnhaftigkeit: zwei Gehirne, die miteinander im Dialog stehen in Transzendenz zu bringen: es ist der Zwang, dass wir uns auf die Missverständnisse einlassen. Mautner und Saussure waren die einzigen Philosophen, die nicht wie alle anderen Philosophen Kommunikation als Verstehen sahen, sondern ausdrücklich meinten, dass durch nicht-Verstehen wir Sinn anreichern können.
In der Musik war es vor allem die Wiener Schule, die diesem Programm der Un-Fuge entsprach. Die Musik entsteht zwischen den Tönen. Was die Fuge ausmacht, ist der Unfug. (Quellen: Bazon Brock und Hugo Ball)

dialog durch 2

 

 

 

15tage


Andreas Orsini-Rosenberg
Wolf Werdigier

Beginnend mit 16. März führen wir einen künstlerischen Dialog mit offenem Verlauf.

Jeden zweiten Tag reagiert der eine Künstler auf die Arbeiten des Anderen. Alles ist erlaubt: intervenieren, zerstören, umbauen,...

Die laufenden Veränderungen im Dialog können zu den Öffnungszeiten der Produzentengalerie beobachtet werden.

Zur Halbzeit, am Mittwoch 30. März um 18.oo Uhr laden wir zu einem Gespräch zum Thema: "Kunst im Prozess: Was bleibt davon über?"

Das Finale findet am Dienstag 5. April um 18.oo Uhr statt.

Das Ergebnis des Dialoges ist anschließend bis 9. April zu sehen.

mehr Infos unter
www.produzentengalerie.wien/dialog


16. Dezember 2015

 lovesick REMIX fb

externer Link zum Facebook Event

Der Fotowettbewerb „love sick“ REMIX ist gleich aus zwei Gesichtspunkten bemerkenswert:

Erstens zeigen die über 100 Einreichungen über Facebook, twitter, Instagram und Email, einen soziologischen Querschnitt der heutigen Liebesbeziehungen:
bei genauerer Betrachtung der Fotos lassen sich die wesentlichsten Themen der eingereichten Bilder in sechs Gruppen zusammenfassen:

-       Männliche Repräsentationen und Machismo

-       eine sogenannte heile Welt

-       die extreme Verletztheit der Frau

-       Einsamkeit

-       die zynische Distanz oder die Lust am Unverbindlichen

-       Freude und Hoffnung

Alleine diese Themen als Schwerpunkte der Einreichungen geben ein interessantes Bild.

Zweitens eröffnet dieses Projekt neue Interaktionsformen zwischen Künstler und Kunstinteressierte. Wie bereits vor Jahren Ben Davis die neuen Interaktionsformen der Social Media Art analysierte (vgl. Abbildung) stehen hier vor allem die Künstler mit ihren Kunstwerken („Art“) den Beiträgen des Publikums („Amateur creative production“) gegenüber. Da sich die Fotografie durch die Erfindung des Smartphones grundlegend geändert hat, entstehen im alltäglichen Anwendungsbereich teils aus Zufall, teils auch als künstlerischer Betätigung jedes Menschen eine Vielzahl von Fotos, die in ihrer künstlerischen Qualität die Grenze zwischen „Laien“ und „professionellen Künstlern“ verwischen. Es entsteht ein fließender Übergang von dem Joseph Beuys („jeder Mensch ist ein Künstler“) und Andy Warhol („15 minutes of fame“) nur träumen konnte.

 

 davis8 4 10 15 matrix

 

Männliche Repräsentationen und Machismo

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17. März 2016

15 Tage Dialog durch 2
Dialog zwischen den Fugen


entsprechend den beiden Philosophen Kardinal Newman und Nietzsche war die zentrale Frage „wie kann man zur Welt ja sagen?“
es ist ein immerwährendes Rätsel bei all den Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten auf dieser Welt das Leben zu bejahen. Die Antwort auf diese scheinbar unlösbare Frage war das Wesen der „innerweltlichen Transzendenz.“
Nicht die Schlüssigkeit von Thesen und Aussagen ist das Entscheidende zur Erkenntnisfindung, sondern die sogenannten „parallelen Transzendenzen,“ also die Übereinstimmung dann, wenn produktive Missverständnisse im Dialog zwischen zwei Menschen entstehen.
Dann übernimmt der Unfug die Macht: wörtlich „zwischen den Fugen.“ Es ist eine Reformulierung des Anspruchs auf Sinnhaftigkeit: zwei Gehirne, die miteinander im Dialog stehen in Transzendenz zu bringen: es ist der Zwang, dass wir uns auf die Missverständnisse einlassen. Mautner und Saussure waren die einzigen Philosophen, die nicht wie alle anderen Philosophen Kommunikation als Verstehen sahen, sondern ausdrücklich meinten, dass durch nicht-Verstehen wir Sinn anreichern können.
In der Musik war es vor allem die Wiener Schule, die diesem Programm der Un-Fuge entsprach. Die Musik entsteht zwischen den Tönen. Was die Fuge ausmacht, ist der Unfug. (Quellen: Bazon Brock und Hugo Ball)


13. Dezember 2015

 

 lovesick SALON

Impressionen vom Salon "love sick" am 12.12.15

Vielen Dank an alle, die diesen wunderbaren Abend mit Gisela de Villiers und Robert Brooks mit uns gemeinsam erlebt haben! es war wunderbar!

  • Salon-love-sick-mit-Gisela-de-Villiers-und-Robert-Brooks
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30. November 2015

 

lovesick REMIX

 

love sick
REMIX

 

nach der fulminanten Eröffnung der Produzentengalerie Wien, es waren zeitweise so viele Besucher, dass es unmöglich war, sich hindurch zu drängen, wollen wir das Konzept der Produzentengalerie weiterführen: Neue Gesprächsformen zwischen Künstlern und Besuchern zu praktizieren. Dies ist unsere nächste Veranstaltung am 15. Dezember: Vernissage der Ausstellung „love sick“ REMIX

Einladung zur Teilnahme am Fotowettbewerb „love sick“ REMIX

Ein Fotoprojekt zum Mitmachen für jeden!

Immer diese Liebe: love sick im Guten und im Argen.

Jeder von uns war bereits love sick – mit gebrochenem Herz oder himmelhoch jauchzend!

Gerüche, Lieder, Orte, Filme und Worte lassen diese Momente wieder in uns aufleben – sende uns ein Foto, das deine Erfahrung festhält – dies als Selfie, Foto des Ortes an dem ... oder auch einfach ein paar handgeschriebene Worte als Foto.

Die Produzentengalerie Wien gestaltet eine eigene Ausstellung „love sick“ REMIX mit diesen Beiträgen.

Sende dein Foto oder auch mehrere solche Fotos an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder lade es über Facebook, Instagram oder twitter mit dem Hashtag #lovesickRemix bis Samstag, 12. Dezember 2015 hoch.

Die drei Fotos mit den meisten Likes oder Favorisierungen werden von einem der Künstler der Galerie als Kunstwerk, einem gemalten Bild umgesetzt. Die drei Gewinner*innen erhalten ihren eingereichten Beitrag als gemaltes Kunstwerk als Gewinnerpreis.

Zudem werden ALLE Beiträge auf einem Poster gedruckt, welches jeder Teilnehmer als Dankeschön-Geschenk erhält und in der Galerie abholen kann.

Alle Fotos werden in der Ausstellung „love sick Remix“ in der Produzentengalerie Wien, Radetzkystraße 4, 1030 Wien von 16. – 23. Dezember gezeigt:

Die Vernissage dieser Ausstellung findet am Dienstag, dem 15 Dezember 2015 um 19.00 Uhr statt.

Inspiration:

Bei den Fotos zum Thema „liebeskrank“ kann es um Ausdruck der dazugehörigen Gefühle gehen, ebenso wie zu Orten, an denen sich Wichtiges abgespielt hat. Es können Erinnerungen an Filme oder Romane sein, in denen Ähnliches beschrieben wird, oder es können in Szene gesetzte „tableaus vivants“ sein, die solche Szenen nachstellen. Es können Selfies sein und es können Fotos aus Alben sein, die schon lange zurück liegen. Wenn gewünscht, können die Einsendungen anonym behandelt werden, dann bitte statt dem Namen „anonym“ schreiben.

Nicht vergessen, der Einsendeschluss ist der Samstag der 12. Dezember 2015.

Es war schon immer Ambition der Avantgardisten, möglichst viele klassische Merkmale ihres Schaffens abzustreifen. Im Zeitalter des Smartphones haben wir tatsächlich eine Situation erreicht, in der es möglich ist, dass alle an der Kunst und am Kunstschaffen partizipieren können. So sehr wir Touristen belächeln, die mit ihren Selfie-Sticks sich vor den Baudenkmälern fotografieren, so sehr sind die  Tausende und Abertausende digitalen Fotos, die tagtäglich auf Facebook, twitter & Co geladen werden, Teile einer Kunstwelt, die jeder für sich entwickelt.

Die meisten von uns haben bereits Riesenarchive von Smartphone-Fotos. Wir brauchen nur einen Blick auf diese zu werfen, um eine Vielzahl zu diesem Thema passender Bilder zu finden. Letztendlich geht es um freie Assoziationen und um das Spiel mit Gedanken und Gefühlen, wie wir sie selber denken und fühlen. Sich mit den eigenen Bildern zu beschäftigen ist auch eine Befreiungsaktion gegenüber der Bilderflut in den Medien: Wir haben unsere eigenen Bilder!

Als wir Teenager waren tauschten wir Musikkassetten aus, in denen unsere Lieblingssongs gespeichert waren, Mix-Tapes, wie Visitenkarten von uns. So können wir heute unsere Visitenkarten zum Thema „love sick“ austauschen mit Namen oder auch anonym.

Die Ausstellung all dieser Fotos und Texte wird gegliedert nach den verschiedenen Arten der „love-sickness“ und gemeinsam mit den Bildern und Skulpturen der jetzigen Ausstellung gezeigt.

FACTBOX:

Teilnahme:

-       per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder

-       per twitter, Facebook, Instagram mit dem Hashtag #lovesickremix

Einsendeschluss: Samstag, 12. Dezember 2015.

Preise:

-       3 Hauptpreise:
die drei Teilnehmer mit den meisten Likes/ Favorisierungen erhalten ihren eingesendeten Beitrag als gemaltes Kunstwerk von Wolf Werdigier als Gewinn.

-       JEDER Teilnehmer erhält ein Plakat in der Größe A2 der eingesendeten Beträge.

Vernissage der Ausstellung:
Dienstag, 15. Dezember 2015 um 19.00 Uhr
Produzentengalerie Wien
Radezkystraße 4, 1030 Wien.

Dauer der Ausstellung:

16. Dezember – 23. Dezember 2015.

 https://www.facebook.com/events/723135804488787/


26. November 2015

Was braucht es für ein Leben in "Saus & Braus"? - ein Autoradio!

 

Regina Hofer - www.regina-hofer.at

 

 


25. November 2015

 

Verbotene Bilder an der Wiener Privatklinik?

 

zumindest noch komplett am 25. November bei der Eröffnung um 19.00 Uhr

Stretcher I Ausstellung der weibliche Blick auf den Körper des Mannes


19. November 2015

 

Vernissage PGWien

 

 

"Endlich gibt es eine Galerie von Künstlerinnen und Künstlern, die da sind,die man spüren und "angreifen" kann, mit denen man über Kunst persönlich reden kann ohne das in der Kunstszene oft so langweilige Bussibussiweinverkostungsgefühl!


Ich brauche die Kunst zum leben, mich halten und nähren eure Bilder und Skulpturen und geben mir die Lebenslust für: "Saus und Braus", leben bis zum Tod, aber so richtig!
Danke!" - Regina Hofer www.regina-hofer.at

 

Albie Sachs PG wien

 

Albie Sachs, der Architekt der demokratischen Verfassung Südafrikas, ein Pionier des Kampfes für Gleichberechtigung war diesen Sommer Gastvortragenden an der Sommerakademie in Venedig 2015! So war es eine besondere Freude, dass Albie bei der Vernissage der Produzentengalerie Wien dabei war!

 


13. November 2015

Fotoshooting für "coming soon"

comin soon andreas orsini comin soon wolf werdigier


12. November 2015

die produzentengalerie wien eröffnet...            ... mir raucht der Kopf

 

wolf werdigier eröffnung der Prduzentengalerie wien                wolf werdigier in vorbereitung zur eröffnung der Prduzentengalerie wien


28. Oktober 2015

 

"Risk-averse" schreibt die New York Times zur Frieze Art

 

so als ob die Kunst heute nicht mehr anecken kann. wie lange bleiben dann noch die Chill-Räume ohne Politik, ohne Ecken und Kanten?

   

 

bei der Biennale in Venedig gab es Politik, aber keine Malerei. heißt das, dass Malerei unpolitisch geworden ist?

das Kapital

 

blues blood bruise

Daniel Hamm: "come out to show them", Steve Reich: "come out"